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"Wenn jemand glaubt, dass wir ein Sparpaket nach dem anderen machen und das keine Auswirkungen hat, ist das natürlich ein Irrtum:" Waltraud Langer, TV-Magazinchefin des ORF.

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STANDARD: Bei Ihrem Amtsantritt vor fünf Monaten wollten Sie Sendungsprofile zu schärfen: Wie?

Langer: Es geht um kleine Änderungen, denn in Wahrheit laufen alle Magazine derzeit gut. Wir haben gute Zuschauerzahlen. Mir ging es nicht um große Veränderungen. Wir haben bei einzelnen Magazinen, Thema zum Beispiel, optisch etwas verändert. Dieser Prozess ist nicht abgeschlossen.

STANDARD: Fehlt es vielleicht an Profilschärfe? Braucht es nicht einschneidendere Veränderungen?

Langer: Wir haben seit Herbst Ein Fall für Resetarits, wir haben demnächst zwei Bürgerforen, mit der Runde über Türken in Österreich am Dienstag ein Thema, das polarisiert, mit Münire Inam eine türkischstämmige Komoderatorin und voraussichtlich ab Frühjahr einen neuen Talk. Damit werden wir auch ein Zeichen setzen.

STANDARD: Infodirektor Elmar Oberhauser wurde vor zwei Monaten abgewählt. Fehlt er Ihnen?

Langer: Wir müssen damit leben. Wir haben uns die jetzige Situation nicht ausgesucht, aber es ist, wie es ist. Ich bin jetzt schon sehr lange im Haus, hätte ich nicht eine gewisse Adaptionsfähigkeit, wäre ich fehl am Platz.

STANDARD: Wie arbeiten Sie mit General Alexander Wrabetz als nun auch Infodirektor im Vergleich?

Langer: Ich stelle da keine Vergleiche an. Es gibt eine sehr gute Gesprächsbasis mit Wrabetz. Er muss viele Bereiche betreuen. Umgekehrt habe ich einen eigenen Kopf und kann selber darüber nachdenken, was ich mache.

STANDARD: Dann braucht es womöglich gar keinen Infodirektor?

Langer: Das sagt sich leicht. Natürlich ist es wichtig, dass jemand die Fäden zusammenzieht. Wir müssen viele Themen planen. Das macht sich nicht von alleine. Wir haben diese Strukturen jetzt, und da ziehen alle an einem Strang.

STANDARD: Das heißt, im ORF Beruhigung nach den Turbulenzen?

Langer: Unser Anliegen ist weiterhin, das bestmögliche Programm für unser Publikum zu machen. Es ist einfach allen klar, dass wir eine besondere Situation haben. Wir versuchen gemeinsam, das Bestmögliche daraus zu machen.

STANDARD: Stärker von Personallücken betroffen sind Redaktionen. Ein Magazin wie "Eco" entsteht mit sieben Leuten. Kann das gutgehen?

Langer: Und das ist sicher nicht die einzige Redaktion, wo es an Personal fehlt. Wenn jemand glaubt, dass wir ein Sparpaket nach dem anderen machen und das keine Auswirkungen hat, ist das natürlich ein Irrtum. Wenn ich daran denke, dass wir 2011 und 2012 weiter Personal verlieren, dann ist das natürlich sehr hart. Genau zu wissen, dass es so gut wie unmöglich ist, jemand Neuen anzustellen, das ist nicht lustig.

STANDARD: In Planung ist Talk auf ORF eins. Sind der Worte nicht schon genug gewechselt?

Langer: Dieser Talk ist anders als in ORF 2. Auf ORF eins sollen ab Frühjahr lebensnahe Themen für junge Erwachsene in einer konfrontativen Situation diskutiert werden. Mehr will ich dazu noch nicht sagen.

STANDARD: Eine Plattform für aufstrebende Jungpolitiker, wie manche fürchten?

Langer: Das haben wir nicht vor, darüber kann ich nur lachen.

STANDARD: Gibt es ein Vorbild?

Langer: Nein, und das mag ich am liebsten.

STANDARD: "Talk of Town"?

Langer: Diese Diskussion soll etwas Eigenes werden. Wir sind mitten in der Entwicklungsphase.

STANDARD: Was erwartet die Zuseher an diesem Dienstag im Bürgerforum (20.15, ORF 2) zum Thema Türken?

Langer: Am Beispiel der Türkinnen und Türken wollen wir uns anschauen, wie gut Integration in Österreich funktioniert, wo es Probleme und Konflikte, wo es Lösungspotenzial gibt. Ich bin überzeugt, dass das spannend wird. (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 18.1.2011)