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Beim Verkauf der Volksbank International sind chinesische Interessenten am Radar aufgetaucht.

Foto: APA/Techt

Wien - Die Volksbank International (VBI), die Ostbankenholding des österreichischen Volksbankensektors, hat 2010 im operativen Geschäft erstmals Verluste gemacht. Das verlautet aus Bankenkreisen, wird offziell aber nicht bestätigt, umso mehr als die Feinschliff-Arbeiten an der Bilanz des Instituts noch nicht abgeschlossen sind. Die VBI gehört mehrheitlich der Österreichischen Volksbanken AG (ÖVAG) - und steht zum Verkauf.

2009 hatte die VBI noch einen Gewinn von 47,5 Mio. ausgewiesen, getragen war der von den profitablen Geschäften in Rumänien. Im Vorjahr ist die Volksbank Rumänien aber wie berichtet in Turbulenzen geraten; auch das Einvernehmen mit der Notenbank in Bukarest war schwer gestört. Mit einem Vorstandswechsel und einem 2,5 Mio. Euro schweren Vertrag mit der mächtigen rumänischen Intact Media Group zur Aufpolierung des "gegenwärtigen Negativbilds der Bank" in Rumänien (so heißt es im Vertrag, den VBI- und ÖVAG-Vorstand abgesegnet haben) will man die Probleme in Griff bekommen.

Wertberichtigungsbedarf

Über die Höhe der Wertberichtigungen und den Umgang damit wurde lang diskutiert, wie es heißt. Bis vor kurzem ist man davon ausgegangen, dass der Wertberichtigungsbedarf in Rumänien rund 140 Mio. Euro beträgt. Ein Teil der Probleme: Kunden kamen mittels falscher Einkommensbestätigungen an Kredite; dazu hat der Ehemann einer lokalen Bankmanagerin überhöhte Bewertungsgutachten vorgelegt.

Die endgültigen Zahlen aus Bukarest sind vorigen Freitag in Wien eingelangt, wird in Bukarest erzählt. Letztendlich soll das Ergebnis "knapp negativ" ausfallen, das bestätigt ein Sprecher der ÖVAG auf Anfrage des Standard.

Damit der Verlust der rumänischen Tochter nicht höher ausfällt, wurden allerdings Problemkredite in der Höhe von 100 Mio. Euro aus Rumänien wegverlagert. Hintergrund dafür sind die strengen Vorschriften der rumänischen Notenbank für faule Kredite. Non-performing Loans (ab 90 Tage Zahlungsverzug) müssen gemäß lokaler Vorschriften mit 75 Prozent wertberichtigt werden; gemäß internationalen Bilanzierungsregeln sind es 25 Prozent.

Aus diesem Grund hat die Mutter VBI - gegen Bareinlage in Rumänien - wackelnde Kredite von 100 Mio. Euro aus Bukarest abgezogen. "Dieses Vorgehen ist bei Banken üblich und wurde von der österreichischen Aufsicht, der rumänischen Notenbank und den Wirtschaftsprüfern abgesegnet", erklärt ÖVAG-Sprecher Walter Gröblinger in Anspielung auf die Gründung von Special Purpose Vehicles anderer Banken.

Kapitalspritze ausgewichen

Weitere rund 17 Mio. Euro, die so zu sagen die Bilanz der Rumänen erleichtern, stammen aus außerordentlichen Erträgen. Dank steigendem Franken-Kurs konnte die rumänische Tochter Währungsaufwertungen (aus Fremdwährungskrediten in Schweizer Franken) vornehmen.

Die Folge der Verlustverringerungsmaßnahmen: Die angespannte ÖVAG erspart sich eine Kapitalerhöhung für die Rumänen. Die jüngste Geldspritze, 200 Mio. Euro im vorigen Februar, ist aufgebraucht. Und sie muss die Beteiligung für die Volksbank Rumänien, die mit 500 Mio. Euro zu Buche steht, nicht abwerten.

All das ist Valium für den laufenden Verkaufsprozess. Vitales Interesse an der VBI wird ja der russischen Sberbank nachgesagt. Und auch Chinesen, dem Vernehmen nach der Staatsfonds CIC, verhandeln schon mit Wien. (Renate Graber, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 18.1.2011)