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Im Theater finden 164 Zuseher Platz, großteils auf den harten Bänken von einst.

Foto: Archiv Schlosstheater

Ceský Krumlov / Wien - Aufführungen gibt es nur sehr wenige, und die Besuchergruppen sind streng kontingentiert. Zu wertvoll ist das Objekt, zu groß die Gefahr von nachhaltigen Schäden durch Feuchtigkeit. Das Schlosstheater in Krumau ist eines von weltweit nur noch zwei Barockbühnen, die im Originalzustand erhalten und voll funktionsfähig sind. Die zweite ist das schwedische königliche Theater in Drottningholm bei Stockholm.

Wenn Schlossdirektor Pavel Slavko sein Juwel vorführt, tut er das mit einer Begeisterung, als wäre es das erste Mal. Der gesamte Bühnenmechanismus besteht aus Holz, für seine Bedienung sind 35 Personen erforderlich. Sekundenschnell und ohne Unterbrechung des Spiels können durch Einschieben von Kulissen neue Schauplätze aus einem Fundus von 17 Bühnenbildern hergezaubert werden - Säulensaal, Militärlager, Garten, Stadt, Kerker, Urwald und so weiter: virtuelle Realität und Gleichzeitigkeit mehr als 300 Jahre vor dem Internet.

Das Theater in seiner heutigen Form wurde 1680-82 im Auftrag von Fürst Johann Christian von Eggenberg, einem großen Kunstliebhaber und Mäzen, im fünften Schlosshof errichtet. Heute gibt es Aufführungen (mit sehr begrenztem Kartenangebot) im Rahmen des jährlichen Barockfestes im Juni. Dazu gehören auch Diner und original Barockfeuerwerk im Schlossgarten.

Eine andere Form des Theaters pflegt das Märchenhaus in Èeský Krumlov mit dem Puppenkabinett des Nationaltheaters: das Spiel mit Marionetten. Direktor Jan Vondrous, erster Bürgermeister nach der Wende 1989, erläutert den pädagogischen Ansatz: Mit der Führung der Puppen lernen Kinder auch den Dialog in einer gehobenen Sprache. Auch hier ein kulturhistorischer Bogen: Marionetten-Wandertheater brachten einst die tschechische Schriftsprache in die Dörfer. (jk, DER STANDARD/CROSSOVER - Printausgabe, 18. Jänner 2011)