Standard: Wie bewerten Sie den Lösungsvorschlag der Ministerinnen Karl und Schmied?

Sünkel: Das Thema ist symbolträchtig an dem Kürzel Step - also Schritt - aufgehängt: Es ist also einerseits nur ein Schritt, aber es ist immerhin einer in die richtige Richtung. Die Anmeldungspflicht wird eine bessere Planbarkeit für die Universitäten ermöglichen. Außerdem werden die Studenten dazu veranlasst, intensiver über ihre Studienrichtung nachzudenken. Von Vorteil ist hier auch die vorgesehene Pflicht einer Studienberatung vor Studienbeginn.

Standard: Sie rechnen mit einer niedrigeren Drop-out-Quote?

Sünkel: Ja. Die bessere Auseinandersetzung mit dem Studienfach wird auch dazu führen, dass es weniger Studienwechsel gibt. Es ist positiv, dass es nun eine qualitative Zugangsregelung oder -beschränkung gibt. Es wird damit, wenn man so will, ein Knock-in geschaffen - ich vermeide ganz bewusst Knock-out. Die Befähigten können dadurch weiterstudieren.

Standard: Der Vorschlag ist eine Übergangslösung bis 2014 - reicht das, um den überlaufenen Unis Linderung zu verschaffen?

Sünkel: Es ist ein wichtiges Instrument, um den Druck zu mindern, der sich in den vergangenen Jahren in den Universitäten aufgebaut hat. Trotzdem ist noch nicht alles getan.

Standard: Wird das Reduzieren der möglichen Prüfungswiederholungen in der Studieneingangsphase die Probleme an den Universitäten lösen oder zu versteckten Knock-out-Prüfungen führen, wie das die ÖH befürchtet?

Sünkel: Nein, das glaube ich nicht. Das Limitieren auf eine und maximal zwei Wiederholungsprüfungen wird dafür sorgen, dass die Studenten nicht beliebig lang in dem System bleiben können und werden.

Standard: Die Rektoren haben konkrete Kapazitätsgrenzen gefordert, auf die hat man nun gänzlich verzichtet. Wäre Ihnen da die im Dezember vorgelegte Novelle mit Kapazitätsgrenze lieber gewesen als der jetzt aktuelle Vorschlag?

Sünkel: Nein. Der jetzige Vorschlag ist besser. Er bringt eine deutliche Verbesserung der bisherigen Situation, wo wir mit wenigen Ausnahmen völlig offenen Zugang und keine Möglichkeit der Planung und auch keine qualitative Einschränkung hatten.

Standard: Dennoch sind Sie nicht ganz zufrieden. Was für eine Lösung hätten sich die Rektoren stattdessen gewünscht bzw. erwartet?

Sünkel: Es fehlt eine quantitative Zugangsregelung. Es muss eine Brücke gebaut werden zwischen Angebot und Nachfrage, zwischen dem Zugang einerseits und den Kapazitäten der Unis andererseits. Aber das ist ja auch der Plan - der aktuelle Vorschlag ist nur eine Übergangslösung. Eine kürzere Studieneingangsphase wäre mir auch lieber.

Standard: Wenn es zu einem Aussetzen der Wehrpflicht führt, werden vermutlich mehr junge Männer an die Universitäten strömen - befürchten Sie hier großen Zulauf?

Sünkel: Da müsste man Extra-Berechnungen anstellen. Ich kann dazu derzeit noch nichts sagen. (Saskia Jungnikl, DER STANDARD, Printausgabe, 19.1.2011)