Brüssel - Das europäische Satellitensystem Galileo wird deutlich teurer als ursprünglich geplant. Laut einer Untersuchung, die die Europäische Kommission am Dienstag in Brüssel vorstellte, wird der Aufbau des Systems bis 2020 insgesamt mit rund 5,3 Milliarden Euro zu Buche schlagen, rund 1,9 Milliarden Euro mehr als eigentlich geplant. Für den Betrieb und die Instandhaltung des Systems, das Europa unabhängiger vom amerikanischen GPS-Systems machen soll, werden den Berechnungen zufolge jährlich noch einmal 800 Millionen Euro fällig.

Die Gründe für die unerwartete Teuerung sind nach Angaben der Kommission unter anderem technischer Natur. Auch Sicherheitsanforderungen und die Situation an den Märkten hätten die Preise in die Höhe getrieben, hieß es. Wer die Mehrkosten finanzieren wird, ist bisher noch unklar. Möglicherweise sollen die Länder Risiken übernehmen.

Laufende Negativschlagzeilen

Die Bekanntgabe der Mehrkosten kommt zu einer Zeit, in der Galileo ohnehin mit Negativschlagzeilen zu kämpfen hat. Am Donnerstag vergangener Woche hatte die norwegische Zeitung "Aftenposten" Wikileaks-Dokumente veröffentlicht, denen zufolge der Chef eines deutschen Raumfahrtunternehmens, das mit dem Bau von 14 Satelliten für Galileo für rund 566 Millionen Euro beauftragt wurde, sich gegenüber US-Diplomaten negativ über das europäische Satellitenprogramm geäußert haben soll.

Galileo sei eine "dumme Idee", die vor allem französischen Interessen diene, zitierte "Aftenposten" aus den Wikileaks-Dokumenten. Das Land wolle militärisch unabhängig vom amerikanischen GPS-System werden.

Vorstandschef entlassen

Die betroffene Bremer Firma OHB-System reagierte umgehend. Am Freitag veröffentlichte sie eine Erklärung, in der er hieß, dass der Chef des Unternehmens derartige Äußerungen dementiere. Drei Tage später trennte sich das Unternehmen mit sofortiger Wirkung von seinem Vorstandschef. (red/APA/dapd)