Wien - Klimawandel, Krieg, schlechte Ernten und Spekulationen: Gründe für den Anstieg der Grundnahrungsmittelpreise gibt es viele, manche mögliche Ursachen sind in Fachkreisen umstritten. Unstrittig ist aber, dass die Preise für viele Grundnahrungsmittel 2010 kräftig zugelegt haben. Der globale Lebensmittelpreisindex der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO hat inzwischen die Rekordwerte des Hungerjahres 2008 erreicht.

Besonders Mais (plus 60 Prozent), Weizen (plus 43 Prozent) und Soja (plus 45 Prozent) treiben die Preise an. Der Preis für Zucker stieg auf dem Weltmarkt im zweiten Halbjahr 2010 sogar um 77 Prozent. Stabil geblieben ist bisher der Preis für Reis, auch Fleischprodukte haben sich nicht so drastisch verteuert.

Allerdings haben die politischen und sozialen Unruhen in Nordafrika die Preise weiter nach oben getrieben. Das neben Tunesien von Protesten gegen hohe Nahrungsmittelpreise betroffene Algerien hatte laut Händlern 600.000 Tonnen Weizen auf dem Weltmarkt geordert, um den Anstieg der Preise im Land zu bremsen. In Tunesien hatten die Proteste zum Sturz des Präsidenten Zine El Abidine Ben Ali geführt.

Die Tatsache, dass Algerien trotz der hohen Weltmarktpreise kaufe, belegt nach Einschätzung von Händlern die anhaltend hohe Nachfrage nach dem Getreide. Der Preis für in Paris gehandelten Weizen für einen Liefertermin im März stieg am Dienstag um 1,7 Prozent auf 253,25 Euro je Tonne. In Chicago wurde der Scheffel Getreide um 1,9 Prozent teurer.

Die nordafrikanischen Staaten sind besonders von Nahrungsmittelimporten und damit vom Weltmarkt abhängig. (Reuters, DER STANDARD, Printausgabe, 19.1.2011)