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Pensionskassen in Österreich sind zum Teil deutlicher an die Produktpalette gebunden, die aus dem Konzern im Hintergrund angeboten werden.

Joe Dear hat eine enorme Aufgabe vor sich. Er ist der Chief Investment Officer von Calpers, dem größten US-Pensionsfonds, der 1,6 Millionen Beamten in Kalifornien mit Pensions- und Gesundheitsprogrammen versorgt. Nach zwei desaströsen Geschäftsjahren 2008 und 2009 muss er nun das 217 Milliarden Dollar (161,3 Mrd. Euro) Portfolio auf Wachstum trimmen.

Calpers, das California Public Employees' Retirement System, ist nicht nur aufgrund seiner schieren Größe ein beachteter Player in der Finanzbranche. Der Fonds ist etwa fast zehnmal so groß wie das gesamte Pensionskassensystem Österreichs (per 2009: 13,9 Mrd. Euro). Calpers war mit seinen konsistenten Strategien über viele Jahre ein Maßstab für die Vermögensverwaltung im Pensionsbereich.
Das Rezept des kalifornischen Investmentriesen ist klar: Die richtigen Produkte für die einzelnen Märkte identifizieren. Es ist kein Wunder, dass Calpers damit im Zentrum einer alten Debatte stehe: aktiv oder passiv? Fondsmanager oder doch nur den breiten Markt nachbilden? Aktive Investoren hoffen, die eine Aktie zu identifizieren, die Mehrerträge bringen wird. Gelingt das, winken höhere Renditen, bei Scheitern drohen hohe Verluste. Der Vorteil der passiven Investition liegt auf der Hand: niedrige Kosten und - soviel ist sicher - man bekommt den Ertrag des breiten Marktes.

Joe Dear bewertet diese Vorteile sehr hoch. So bestätigt Clark McKinley, verantwortlich für die Kommunikation der Investmententscheidungen, dass auch heute knapp 70 Prozent des Aktienportfolios über Indexfonds abgebildet wird. "Wir haben in den vergangenen Jahren festgestellt, dass wir externen Managern Gebühren gezahlt haben, die wir deutlich reduzieren konnten, indem wir Indexfonds halten", so McKinley. Für Calpers ist die Entscheidung zwischen aktiv und passiv eine Kostenfrage. So betont der Pensionsfonds, dass er nicht die "nötigen Ressourcen" habe, um aktiv Aktien auszuwählen. Auch viele andere US-Pensionsfonds investieren für ihre Aktienmandate in Indexfonds.
Die übrigen Anlageklassen, also Anleihen, Immobilien und Alternative Investments werden aber auch bei Calpers aktiv verwaltet. Doch auch hier hat Dear in der Krise kräftig das Ruder herumgerissen. 2010 hat er zahlreiche massive Gebührenreduktionen bei Private Equity Fonds durchgeboxt. Mehrere hundert Millionen Dollar konnten so eingespart werden.

Test, Test

In Österreich sind passive Investment-Produkte deutlich weniger stark verbreitet. Zwar bestätigt Michaela Plank, Pensionskassenexpertin beim Beratungsunternehmen Mercer, dass das Thema der passiven Indexfonds in Pensionskassen derzeit diskutiert wird. So haben auch einzelne Pensionskassen 2010 kurzfristig in passive, börsengehandelte Fonds (Exchange-Traded Funds) investiert. Doch insgesamt sehe sie wenig Bereitschaft, in diese neuen Anlageprodukte zu investieren.

Zudem sind Pensionskassen in Österreich zum Teil deutlicher an die Produktpalette gebunden, die aus dem Konzern im Hintergrund angeboten werden. Doch hier zeichnen sich deutliche Veränderungen ab. Plank: "In den vergangenen Jahren hat es einen deutlichen Trend zur Kostenoptimierung gegeben. Wenn die Performance nicht stimmt, werden die Kosten direkt mit den Managern besprochen." Wenn also extern verwaltete Portfolios hinter den Erwartungen zurückbleiben, wollen die Pensionskassen deutlich strenger an der Kostenschraube drehen. Dabei macht es nicht nur Sinn, in Krisenzeiten auf die Kosten der Investmentvehikel zu achten, sondern bereits im Aufschwung. (Lukas Sustala, derStandard.at, 19.1.2011)