Warschau - Aus Sorge vor einer ansteigenden Inflation hat die polnische Zentralbank ihren Leitzins erhöht - zum ersten Mal seit 2008. Der Zinssatz werde von 3,5 auf 3,75 Prozent angehoben, teilte die Notenbank am Mittwoch in Warschau mit. Wegen der Wirtschaftskrise hatte sie das Niveau bis Juni 2009 schrittweise auf das Rekordtief von 3,5 Prozent gesenkt. Polen hat sich seither schneller als die meisten anderen Volkswirtschaften Europas erholt. Für dieses Jahr erwartet die Regierung ein Wachstum von 4,1 Prozent.

Zugleich zieht aber auch die Teuerung an: Die Inflationsrate liegt derzeit bei 3,1 Prozent, im Nachbarland Deutschland bei 1,7 Prozent. Um den Preisauftrieb zu zähmen, rechnen Experten mit weiteren Zinserhöhungen. Am Jahresende dürfte das Niveau bei 4,25 Prozent liegen. "Noch immer ist das Zinsniveau recht niedrig, weshalb ein Normalisierungsprozess notwendig ist", sagte Nomura-Analyst Peter Montalto.

Der Leitzins gibt vor, zu welchem Preis sich Geschäftsbanken bei der Notenbank mit Geld eindecken können. Steigt er, werden auch Kredite an Unternehmen und Verbraucher teurer. Das wiederum dämpft die Nachfrage nach Investitionen und Konsum, was den Spielraum von Unternehmen für Preiserhöhungen einschränkt. Auf diese Weise kann die Zentralbank die Inflation in Schach halten. Höhere Zinsen machen auch die heimische Währung Zloty für Investoren attraktiver, was den Wechselkurs stützen dürfte und die Importe verbilligen kann. In Erwartung der Zinserhöhung hat der Zloty seit Dezember um knapp vier Prozent zum Euro aufgewertet. (APA/Reuters)