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Hans Grugger beim Abtransport durch ein Team des Rettungshubschraubers.

Foto: APA/Parriger

Kitzbühel - Österreichs Ski-Herren stehen unter Schock. Während sie sich nach dem Abfahrtstraining auf der Kitzbüheler Streif ins Hotel zurückzogen, wurde ihr Teamkollege Hans Grugger am Donnerstagnachmittag in Innsbruck notoperiert. Dem Speed-Piloten war der Mausefalle-Sprung zum Verhängnis geworden, er hatte in der Luft die Kontrolle verloren, schlug bei der Landung mit dem Kopf auf und verlor sofort das Bewusstsein.

Das neurochirurgische Team der Uniklinik hat die Operation am frühen Abend erfolgreich beendet. Laut behandelndem Ärzteteam ist die OP gut verlaufen. Grugger hat die Nacht ohne Komplikationen auf der neurochirurgischen Intensivstation der Universitätsklinik Innsbruck verbracht. Der Salzburger befindet sich weiterhin im künstlichen Tiefschlaf, das teilte der Österreichische Skiverband (ÖSV) Freitagfrüh in einer Aussendung mit.

Gleich in der Früh würden umfassende Untersuchungen beginnen, deren Ergebnisse den weiteren Behandlungsverlauf bestimmen werden, hieß es weiter. In einem für heute Freitag um 10.30 Uhr geplanten Pressegespräch wolle man detaillierte medizinische Informationen geben.

Per Helikopter geborgen

Nach Erstversorgung auf der Piste mit Intubation wurde der 29-Jährige per Helikopter geborgen. Laut Erstdiagnose von Universitätsprofessor Dr. Michael Blauth, dem Leiter der Unfallchirurgie der Universitätsklinik Innsbruck, hat sich Grugger schwere Kopfverletzungen zugezogen. Erste Informationen vom österreichischen Skiverband (ÖSV) hatten gelautet, dass Grugger ein Schädelhirntrauma und eine Brustkorbverletzung erlitten habe und nicht ansprechbar gewesen war.

FIS-Renndirektor Günter Hujara erklärte: "Wir wurden Zeugen eines sehr schrecklichen Sturzes bei der Landung nach dem Sprung in der Mausefalle. (...) Wir wünschen ihm (Grugger, Anm.) genug Kraft, um das durchzustehen." In einem anschließenden Interview meinte er, dass der Sprung bei der Mausefalle nicht umgebaut werde.

Albrecht verzichtete auf Training

Mit dem Schweizer Daniel Albrecht hatte am Donnerstag jener Läufer die Besichtigung auf der Streif mitgemacht, der vor zwei Jahren beim Zielsprung so schwer gestürzt war, dass er sich ein Schädel-Hirn-Trauma und eine Lungenquetschung zugezogen hatte und drei Wochen im künstlichen Koma gelegen war. Für ein Training auf der Streif fühlte sich Albrecht noch nicht bereit.

Erst am Dienstag hatte mit dem Niederösterreicher Andreas Buder ein österreichischen Rennläufer seine Karriere beendet, den die Streif abgeworfen hatte. Vor drei Jahren lag er unter dem Hausberg im Netz, erlitt eine komplizierte Impressionsfraktur. "Der Crash in Kitzbühel war zu viel", gestand Buder. Insgesamt acht Knieoperationen hatte er in seiner Laufbahn über sich ergehen lassen müssen.

Verletzungen in Serie

Verletzungsleid pflastert auch Gruggers Weg. 1998 erlitt er im Training für seine erste Europacup-Abfahrt in Zauchensee den ersten Kreuzbandriss. 2000 schnitt ihm ein Ski den Nacken auf, 2005 hatte er sich in Bormio eine Hüftluxation zugezogen. 2007 folgten zwischen April (Testfahrten) und November (Kurz-Comeback in Lake Louise) die Kreuzbandrisse Nummer zwei und drei, im Jänner 2009 folgte wenige Tage vor der erneut geplanten Weltcup-Rückkehr der vierte.

Sein Comeback gab Grugger im November 2009 in Lake Louise, seitdem fuhr er wieder viermal in die Top Ten (2010 Fünfter Garmisch, 2010 Sechster Kitzbühel). In einem Interview mit der APA hatte Speed-Trainer Andreas Evers am Mittwochabend über Grugger gemeint: "Er wird im Moment noch ein bisserl unter seinem Wert geschlagen, es ist halt auch schwierig, die vergangene Saison war die erste, in der er wieder durchgefahren ist. Wenn er fit bleibt, bin ich mir sicher, dass wir mit dem Hans in Zukunft noch viel Freude haben werden."

"Der kleinste Fehler ist da oben fatal"

Fit zu bleiben war Grugger nicht vergönnt. Dabei hatte sich der Athlet im Vorfeld so auf das Antreten in Kitzbühel gefreut und gemeint: "Besonders der Super-G mit dem neuen Starthang und den neuen lässigen Kurven wird ganz toll. Wenn ich in die Top Ten komme, ist das für mich ein Erfolg."

Das Training endete für Grugger am Donnerstag in der Mausefalle. Der Sprung geht heuer besonders weit, die Läufer schilderten im Zielraum, dass man mit hohen Tempo hinkomme und weniger Vorbereitungszeit darauf habe. "Hans wollte Gas geben, der kleinste Fehler ist da oben fatal", betonte der Kärntner Olympiasieger Fritz Strobl, der seine Karriere im März 2007 beendet hat, aber noch immer den Streckenrekord (1:51,58 Minuten/1997) auf der Streif hält. (APA/red)