Madrid - Spanien will einem Pressebericht zufolge weitere 30 Mrd. Euro an frischem Geld für den angeschlagenen Sparkassensektor mobilisieren. Das "Wall Street Journal" (WSJ) berief sich in einem am Donnerstag erschienenen Artikel auf Kreise, die mit der Sache vertraut sind. Eine Sprecherin des Wirtschaftsministerium in Madrid bestätigte, dass der Sparkassensektor weiteren Kapitalbedarf hat. Die von der Zeitung genannte Summe sei jedoch zu hochgegriffen. Spanien hat den Sparkassen über den Restrukturierungsfonds (FROB) bereits elf Mrd. Euro an Kapitalspritzen zukommen lassen.

Damoklesschwert

Die Probleme im Sparkassensektor schweben wie ein Damoklesschwert über Spanien, das in der Schuldenkrise ins Visier der Märkte geraten ist. Die traditionell stark im regionalen Hypothekengeschäft engagierten Sparkassen (Cajas) kämpfen nach dem Platzen einer Immobilienblase mit Bilanzrisiken in ihren Büchern. Die spanische Notenbank hatte sich noch im Dezember optimistisch geäußert, dass die Cajas dieses Jahr den FROB nicht mehr anzapfen müssten. Bei dem europäischen Bankenstresstest waren im vorigen Jahr vier der spanischen Sparkassen durchgefallen. Die Regierung hat die Konsolidierung des stark zersplitterten Sektors bereits mit Anreizen zum Zusammenschluss von Instituten vorangetrieben.

Spanien will dem Schicksal Irlands entgehen, das wegen der Schieflage des Bankensektors unter den von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF) aufgespannten Rettungsschirm flüchten musste. Spaniens Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero hat stets betont, dass sein Land die Probleme aus eigener Kraft meistern werde. Dem einstigen Boomland kommt zugute, dass es in guten Zeiten Haushaltsüberschüsse erwirtschaftete und in der Krise konsequent auf einen Sparkurs umgeschwenkt ist. (APA/Reuters)