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Informationen zum Schiff gibt es hier.

Foto: REUTERS/Morris Mac Matzen

Berlin - Die deutsche Marine ermittelt zu Berichten, wonach es auf dem Segelschulschiff "Gorch Fock" nach dem Tod einer Kadettin zu einer Meuterei gekommen sein soll. Offiziersanwärter sollen zuvor gedrängt worden sein, in die Takelage aufzusteigen. Wie ein Marinesprecher am Donnerstag in Glücksburg sagte, kehrt das Segelschulschiff nun in seinen letzten Hafen in Argentinien zurück. Es soll dort auf ein Ermittlungsteam warten. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) verlangt umfassende Aufklärung.

Die Medien-Berichte über die Vorfälle auf dem Dreimaster beziehen sich auf einen Brief des Wehrbeauftragten des Bundestages, Hellmut Königshaus, an das Parlament. Danach war ein tödlicher Unfall einer Offiziersanwärterin am 7. November 2010 während eines Hafenaufenthalts in Brasilien Auslöser der Ereignisse. Die 25-Jährige war aus der Takelage des Segelschulschiffs auf Deck gestürzt und danach im Krankenhaus in Salvador de Bahia gestorben.

Andere Offiziersanwärter sollen es daraufhin abgelehnt haben, in die Takelage aufzusteigen. Sie seien dazu gedrängt worden, obwohl dies freiwillig sei. Vier Offiziersanwärtern soll von der Schiffsführung daraufhin Meuterei vorgeworfen und ihre Ablösung angeordnet worden sein.

Die Marine hatte schließlich die Ausbildung auf dem Schiff vorerst gestoppt und alle rund 70 Offiziersanwärter nach Deutschland zurückgeholt, wie am 19. November 2010 mitgeteilt worden war. Das Ausbildungskonzept solle überprüft werden, hatte es damals geheißen.

Das Segelschulschiff ist seitdem nur mit seiner sogenannten Stammbesatzung unterwegs. Es hat inzwischen das Kap Hoorn umrundet und zuletzt in Argentinien Station gemacht.

Die Bundeswehr muss bereits wegen anderer fragwürdiger Vorgänge ermitteln. Am Mittwoch war bekanntgeworden, dass Feldpost-Briefe von Soldaten, die in Afghanistan stationiert sind, geöffnet in Deutschland angekommen waren. Zudem wird nach Medien-Berichten ein Zwischenfall vom Dezember in Afghanistan geprüft, bei dem ein Soldat durch eine Kugel aus der Waffe eines Kameraden getötet worden war.

Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Ulrich Kirsch, warnte vor allem angesichts der Vorwürfe einer Meuterei auf der "Gorch Fock" vor voreiligen Schlüssen. Man müsse prüfen, ob Sicherheitsbestimmungen verletzt worden seien, sagte Kirsch dem "Hamburger Abendblatt". Er fügte hinzu: "Manchmal stellt sich am Ende manches anders dar als am Anfang." (APA)