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Weihbischof Franz Scharl putzte Schuhe, um auf die Situation von Straßenkindern hinzuweisen.

APA-FOTO/GEORG HOCHMUTH

Ein seltenes Bild hat sich Passanten am Donnerstagvormittag vor der Universität Wien geboten: Der Wiener Weihbischof Franz Scharl putzte gebückt vor dem Haupteingang fremde Schuhe. "Meine Schuhe poliere ich immer selbst und diese Erfahrung nutzte ich heute für einen guten Zweck", betonte Scharl, der damit den Verein "Jugend Eine Welt" sowie das Don-Bosco-Hilfswerk unterstützte. Hintergrund dieser Schuhputz-Aktion war es, auf die Missstände von Straßenkindern und den am 31. Jänner international stattfindenden "Tag der Straßenkinder"aufmerksam zu machen.

Platz genommen hatte der schuhputzende Kirchenvertreter auf einem türkisfarbenen Kindersessel. Der Andrang von Passanten mit reinigungsbedürftigem Schuhwerk hielt sich allerdings in Grenzen. So nahmen hauptsächlich Medienvertreter das Angebot des Weihbischofs in Anspruch.

33 Millionen Kinder auf der Straße

"Heuer wollen wir unseren Fokus auf die Kinder in Haiti richten", sagte Reinhard Heiserer, Geschäftsführer von "Jugend Eine Welt". Bei dem Erdbeben vor einem Jahr seien so gut wie alle in den Slum-Regionen lebenden Kindern zu Straßenkindern geworden. Gleichzeitig solle aber auch aufmerksam gemacht werden, dass es auch in Österreich Straßenkinder gebe. Hierbei handle es sich zumeist um minderjährige Flüchtlinge, die in Österreich gestrandet seien und deren Eltern keine Arbeit fänden.

Mehr als 33 Millionen Kinder leben weltweit auf der Straße - davon der größte Teil in Lateinamerika, Asien und Afrika. Sie haben oft keine Eltern mehr und halten sich tagtäglich mit kleinen Arbeiten wie Schuheputzen über Wasser. Das internationale Don-Bosco-Hilfswerk und der Verein "Jugend Eine Welt" kümmern sich um diese Kinder. Mittels Spendengeld aus solchen Aktionen werden Schulen in den betroffenen Regionen gebaut. Zudem bekommen die Kinder in den "Don Bosco Straßenkinderzentren" eine tägliche Mahlzeit sowie medizinische Betreuung.

Freiwillige gesucht

Nicht nur Spenden sind gefragt. Das gesamte Jahr über sucht der Verein "Jugend Eine Welt" nach freiwilligen Mitarbeitern im Alter von 18 und 35 Jahren. Sie können nach Absolvierung der Bewerbungsphase zwölf Monate in einem der "Don Bosco Straßenkinderzentren" gegen gratis Kost und Verpflegung verbringen. Ihr Einsatzgebiet erstreckt sich von Ecuador, Mexiko über Ghana, Äthiopien, Sambia, Malawi bis nach Indien und den Philippinen. Pressesprecherin Kathrin Ivancsits empfahl diesen Dienst besonders jungen Männern, weil sie sich dafür einen Teil des Zivildiensts anrechnen lassen könnten. Auffallend sei aber in den vergangenen Jahren die vermehrte Nachfrage von Frauen.

Jakob Frühmann und Emanuel Huemer sind gerade erst von ihrem Einsatz aus Tijuana, Mexiko, zurückgekehrt und standen dem Weihbischof mit Bürste und Paste zur Seite. "Die Kinder in Mexiko lungern auf der Straße den ganzen Tag herum und kommen dadurch leicht mit Drogen und Gewalt in Berührung. Sie haben niemanden, der sich um sie kümmert", schilderte Jakob. "Am Anfang war es nicht leicht damit konfrontiert zu werden - noch dazu mit der körperlichen Umstellung auf das warme Klima", sagte Emanuel. Dennoch möchten beide diese Erfahrung nicht mehr missen, versicherten sie. (APA)