Der Autor, der Magazinjournalist Richard Schneider, beschreibt in seinem Buch Immobiliendeals, mutmaßliche Geldwäsche, verdächtige Kredite, "Liechtenstein-Spiele", "Kriegsgewinnler" und politische Handlanger.

Foto: Residenzverlag

Wien - Um ein neues Buch zum Hypo-Alpe-Adria-Skandal ("Tatort Hypo Alpe Adria") herrscht Aufregung. Ex-Manager und Ex-Berater der Hypo Alpe Adria, darunter Ex-Vorstand Günter Striedinger, haben den Residenz-Verlag und den Verfasser des Vorworts, den Krimiautor Veit Heinichen, geklagt. Anlass war unter anderem Heinichens Beschreibung auf dem Buchdeckel, wonach es sich bei dem Werk um eine "Gesamtdarstellung einer internationalen Verbrecherclique" handle. Der Verlag hat bis Freitag Zeit für seine Argumentation, für den gleichen Tag wird eine richterliche Entscheidung erwartet, ob es eine einstweilige Verfügung gibt, hieß es am Mittwochabend bei der Buchpräsentation in Wien.

Der Autor, der Magazinjournalist Richard Schneider, beschreibt in seinem Buch Immobiliendeals, mutmaßliche Geldwäsche, verdächtige Kredite, "Liechtenstein-Spiele", "Kriegsgewinnler" und politische Handlanger. Schwerpunktmäßig widmet sich das Buch der Rolle der Bank auf dem Balkan. Dazu wird im Wesentlichen auf zahlreiche Medienberichte, Sachverhaltsdarstellungen, Behördenquellen oder auch Geheimdienstberichte verwiesen.

Geheimdienste rund um die Welt

Für Heinichen unterscheidet sich der Fall Hypo Group Alpe Adria "schon dadurch von den meisten anderen großen Firmencrashs, dass sich inzwischen die Geheimdienste halb Europas, aber auch der USA und Russlands mit der Sache befassen - ein unmissverständlicher Hinweis darauf, dass die Vermischung von Politik, Wirtschaft und organisierter Kriminalität sich längst etabliert hat." Auf dem Buchumschlag wird die Bank als die "Hausbank der Balkan-Mafia" bezeichnet.

Schneider rechtfertigte sich bei der Präsentation gegen Klagsdrohungen, er nenne in dem Buch etwa 300 Namen, man sehe auch nirgends Namen der (insgesamt drei) klagenden Personen. Neben Striedinger haben auch der Anwalt Gerhard Kucher und der Steuerberater Hermann Gabriel geklagt. Beide sind ebenfalls im Visier der Justiz. Schneider wollte vor allem die dubiose Klientel der Bank beschrieben haben.

Striedinger ließ über seinen anwesenden PR-Berater wissen, dass es nicht darum gehe, das Buch zu verbieten, inhaltlich sei es großteils "zu vergessen". Im Fall Striedinger wollte er generell festhalten, dass dieser zwar mehrere Anzeigen am Hals habe, aber bisher keine einzige Anklage bestehe. Im Zusammenhang mit den insgesamt 15 oder 20 Anzeigen, die Striedinger erhalten habe, sei er "genau null mal befragt" worden. "Jeder Millimeter soll aufgeklärt werden."

"Verdächtige Eile"

In dem Buch ist auch von der "verdächtigen Eile" die Rede, in der die Kärntner Bank an die Bayerische Landesbank (BayernLB) verkauft worden sei. Für den Kärntner Grünen Untersuchungsausschuss-Vorsitzenden Rolf Holub war die Hypo eine Bank, die mit beiden Beinen in Südosteuropa stand. "Die Bayern wussten schon, dass ein paar Leichen im Keller sind, aber sie wussten nicht, dass es Friedhöfe sind." Ob die Bayern die Hypo selbst bewusst für bestimmte Geschäfte genutzt habe, dem werde nachzugehen sein.

Material zur Hypo-Affäre hätte man ja genug, meint Holub. "Aber wir haben zu wenig ausgebildete Staatsanwälte in Wirtschaftskriminalität". Ob es bisher schon Hinweise auf Geldflüsse an Politiker gab? "In Österreich haben wir noch keine Summe und keine Politiker", sagte Holub. "Wir haben die Politiker im Untersuchungsausschuss noch nicht einvernommen. "Ich will die Politiker am Ende drannehmen, da wird es brisant", so Holub. Das wird im Juni sein.

Das Schlimmste für die Hypo-Bank sollte laut Holub bald vorüber sein, wenn es in Ost- und Südosteuropa wieder aufwärts gehe. Passierte allerdings etwas mit der seit Ende 2009 verstaatlichten Bank, würde sich der Schaden wohl auf zehn Mrd. Euro belaufen. Darin eingerechnet hat Holub die 3,7 Mrd. Euro, welche die BayernLB mit ihrer Kärntner Kurzzeittochter bereits in den Sand gesetzt hat. (APA)