Salzburg - Laut Burghard Vouk, Leiter des Landesamtes für Verfassungsschutz, handelt es sich um die erste Schändung eines Denkmals für jüdische Opfer der Nationalsozialisten in Salzburg seit zig Jahren: Unbekannte Täter haben im Lauf dieser Woche drei zum Gedenken an die von den Nazis in den Konzentrationslagern Buchenwald und Treblinka ermordeten Salzburger Juden verlegte Stolpersteine ausgegraben und gestohlen. Die Mahnmale für die Unternehmerfamilie Neuwirth waren in der Arenbergstraße am Fuß des Kapuzinerbergs verlegt worden.

Ein reiner Akt des Vandalismus wird vonseiten des die Verlegung der Stolpersteine organisierenden Personenkomitees ausgeschlossen. Die rund zehn Zentimeter tief in den Boden einzementierten Steine mit der Messingabdeckung seien fachgerecht herausgestemmt worden, berichtet Thomas Randisek, Sprecher des Komitees. Danach sei das entstandene Loch von dem Täter oder den Tätern mit Beton ausgegossen worden.

Marko Feingold, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde in Salzburg, spricht von einer "unglaublichen Schweinerei". Um diese müsse sich die "politische Polizei" kümmern.

Der Aufforderung werden die Verfassungsschützer nachkommen: "Wir überprüfen die politische oder weltanschauliche Motivation", erklärt Vouk auf Anfrage des Standard. Theoretisch wäre freilich auch ein reiner Messingdiebstahl denkbar, meint Vouk. Eine besonders aktive rechtsradikale Szene gebe es in Salzburg derzeit jedenfalls nicht.

In der Landeshauptstadt Salzburg sind in den vergangenen Jahren insgesamt 94 vom Kölner Künstler Gunter Demnig gestaltete Stolpersteine verlegt worden. Sie sollen als dezentrale Denkmäler an die Vertreibung und Vernichtung von Juden, Roma und Sinti, politisch Verfolgten, Homosexuellen, Zeugen Jehovas und von Euthanasieopfern in der NS-Diktatur erinnern. Abgesehen von einigen Kratzern durch den Winterdienst sind die Stolpersteine bisher unbeschädigt geblieben. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, Printausgabe, 21.1.2011)