Wien - Muss die Kinderklinik am Wiener AKH ihre Notfallambulanz wegen Personalmangels schließen? Professor Arnold Pollak, Vorstand der Universitätskinderklinik, will keine Panik verbreiten: "Das ist noch nicht beschlossen." Aber derzeit seien zwölf Pflegedienstposten unbesetzt, insgesamt würden 66 Kinderkrankenschwestern benötigt. "Ich hoffe, dass in der nächsten Woche eine Entscheidung fällt, sagte er am Donnerstag im Gespräch mit dem Standard.

Ohne Personalaufstockung müssten jedenfalls ab Mitte Februar die Notfallambulanz zugesperrt und der Pflegedienst verlagert werden. Prioritär sind nämlich für den Arzt die Pflegestationen - und da habe er aufgrund der Personalnot bereits 22 Betten "sperren lassen müssen". Pollak: "Kinder, die bei uns liegen, haben ein Recht auf optimale Pflege." Jene Hilfesuchenden, die bisher bei der Ambulanz vorstellig wurden, werden ab Februar an die anderen Kinderkliniken weitergeleitet. "Aber", sagt der Klinik-Leiter, "wer kommt, wird nicht gleich abgewiesen".

Auch der Direktor des Pflegedienstes im Wiener AKH, Michael Mittermaier, bestätigt Probleme, "ausgebildete Krankenschwestern zu finden". Er versichert aber, dass die Versorgung von Kindern weiterhin garantiert bleibe.

Im Büro von Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) hieß es: Der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) habe bereits entsprechende Ausbildungsmaßnahmen getroffen. Im Hintergrund des Engpasses an der AKH-Kinderklinik köchelt seit Tagen eine größere Diskussion um die Personalpolitik in Wiener Spitälern. Die Wiener Ärztekammer warnt massiv vor Einsparungen im Spitalwesen. Kammerpräsident Walter Dorner appellierte an Wehsely, den "drohenden Verschlechterungen" entgegenzuwirken.

Budgetplus und Ausbau

Diese wiederum ließ ausrichten, dass sie nicht daran denke, sich in die Causa einzumischen. Es sei Aufgabe des KAV, seine Leistungen mit seinem Budget zu erbringen - und dieser Aufgabe komme der KAV auch nach.

KAV-Generaldirektor Wilhelm Marhold betont, dass heuer sogar mehr Geld als 2010 fließe - im Bereich Sachaufwand um 3,7 Prozent mehr und im Personalbereich um 0,7 Prozent mehr. Im Zuge der Budgetplanung waren aber ursprünglich Steigerungen von 5,7 beziehungsweise 1,7 Prozent angedacht.

AKH-Direktor Reinhard Krepler weist im Standard-Gespräch darauf hin, dass für 2011 in etlichen Bereichen sogar ein Ausbau der Kinderklinik geplant sei, darunter ein Teil des neuen chirurgischen Zentrums. Und auch die Neonatologie an der Frauenklinik sei mit der Uniklinik für Kinder und Jugendheilkunde eng verbunden. (Peter Mayr/Michael Simoner/DER STANDARD, Printausgabe, 21. Jänner 2011)