Ungeachtet der Mahnungen des Staatspräsidenten hat in Italien eine noch nie da gewesene Schlammschlacht begonnen. Die Regierung stellte ihr Projekt einer Immunität für die höchsten Staatsvertreter vor, Premier Silivio Berlusconi forderte sogar die Ausweitung dieser Immunität auf alle Parlamentarier. Zugleich beschloss der Justizausschuss im Parlament auf Antrag von Berlusconis Forza Italia eine Gesetzesänderung, derzufolge auf Journalisten, die Politiker diffamieren, bis zu drei Jahre Gefängnis warten.

Berlusconi war nach seiner "Erklärung" im Korruptionsprozess im Mailänder Gericht von einem Mann als "Witzbold, der wie Ceausescu enden könnte" beschimpft worden, die Redaktion des dritten RAI-Programms, die über den Protest des Mannes berichtete, muss sich nun verantworten. Der Premier lasse sich solche von Medien transportierte Diffamierung nicht mehr bieten.

Indes brachten Berlusconi-Vertraute - knapp vor der römischen Übernahme des EU-Vorsitzes - erneut Kommissionspräsident Prodi in Verruf: Von Bestechung und sogar KGB-Kontakten war die Rede.(DER STANDARD, Printausgabe, 9.5.2003)