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Christian Habsburg-Lothringen: Grundbesitz der Habsburger "von einzelnen Familienmitgliedern im Lauf von Generationen mit eigenen Mitteln erworben"

Foto: APA/Schlager

Wien - "Das Einzige, was ich mir als Rückerstattung vorstellen könnte, ist bestenfalls ein Zimmer im Schloss Schönbrunn, wo immer ein Habsburger anwesend sein muss, um den Touristen zuzuwinken." Der geschäftsführende SPÖ-Klubobmann Josef Cap zeigte am Freitag wenig Verständnis für den Antrag der Habsburger auf Rückerstattung. In Wahrheit, so der SP-Klubchef, müssten sie eigentlich "noch die Folgen des Ersten Weltkrieges abzahlen".

Die Replik von Christian Habsburg-Lothringen, sozusagen dem Familiensprecher in dieser Causa, fiel knapp aus: "Ich kenne den Herrn nicht. Er hat aber Humor." Cap habe wahrscheinlich "nicht die Zeit gehabt, das Dossier zu lesen". Habsburg-Lothringen verwies nochmals darauf, dass auch seine Familie Opfer des NS-Terrors gewesen sei.

Zum konkreten Antrag, der im Wesentlichen auf Rückgabe von 20.000 Hektar Wald abzielt (geschätzter Wert: 200 Millionen Euro), nahm sein Anwalt Andreas Reiner Stellung: Diese Wälder befänden sich teils in Niederösterreich, teils in Oberösterreich und kleine Teile auch in der Steiermark. Sämtliche Waldflächen würden von der Bundesforste AG verwaltet, ein Großteil sei aber nicht im Besitz der Bundesforste, sondern Staatseigentum. Es handle sich um etwas weniger als 2,5 Prozent der von der Bundesforste AG verwalteten Flächen. Was damit im Falle der Rückgabe geschehen soll, ist angeblich noch offen.

Dass die Habsburger-Anträge rechtens sind, bestätigt auch der Salzburger Jurist Georg Graf: "Nach der grundsätzlichen Definition des Entschädigungsfondsgesetzes muss man wohl sagen, dass sie in die Kriterien passen", sagte er im Standard -Gespräch. Kein "Domino-Effekt"

Seitdem die Habsburger versuchen, ihr Vermögen zurückzubekommen, sei es nicht nur eine juristische Auseinandersetzung gewesen. Im Hintergrund habe die Politik immer schon eine massive Rolle gespielt. Graf verwies auch auf seine Studie für die Historikerkommission. Darin kam er zum Schluss, dass die Habsburger rein rechtlich "doppelt enteignet" wurden - zuerst von den Nationalsozialisten, später von der Republik, die das Vermögen dann nicht zurückgab. Dass jetzt eine Art "K&K-Dominoeffekt" ausgelöst werden könnte, glaubt Graf nicht. Diese Causa sei ein Sonderfall.

Ansprüche aus der neuen Habsburger-Stiftung sollen jedenfalls rund 160 Familienmitglieder haben - darunter auch Otto Habsburg, der keine diesbezügliche Auseinandersetzung mit der Republik wollte. (Peter Mayr/DER STANDARD, Printausgabe, 10./11.5.2003)