Das Frühstücksei um 12.43 oder einfach "ein Buttersemmerl, wenn belieben" zur Portion heißer Schokolade: So hilft schon am späten Morgen die Ahnung, im Mittelpunkt eines Herrschaftsgebiets gelandet zu sein. Viel mächtiger als die USA; und auch wenn gerade ringsherum gestreikt wurde, "der größte Streik seit 50 Jahren", wie die Süddeutsche Zeitung schreibt.

Die Demels waren seit 1857 "Imperial- und Hoflieferanten", unter Franz Joseph wurde Ludwig Demel dazu ernannt. "Der ist jetzt immer mein Freund", hatte vor langem ein Fünfjähriger von einem Zehnjährigen stolz behauptet. Der Zehnjährige in Lenggries hieß John Henry Schnurpfeil. "Henry" und "Schnurpfeil", jetzt und für immer.

Auf die Idee, diese Ewigkeit auch vom Hofzuckerbäcker Demel zu behaupten, käme ich nicht so leicht. Trotzdem: Nach einem unglaubwürdigen und übertriebenen Frühstück kann man den Tag mit mehr Zuversicht erwarten und überlegen, ob gegen Abend eher "Assam" oder "St. James" in Betracht käme. Oder keins von beidem, wegen Budgetüberschreitung. Wirkliche Dichter arbeiten ja den ganzen Tag, aber Dichter wollte ich nie werden, lieber warte ich auf den Assam - und auf das Tagesende, da kommt auch mehr heraus, die Nacht zum Beispiel.

Mein einziges Café früher hieß "Norma", öffnete um 9.25 Uhr, schloss um 18 Uhr, lag am Rennweg, nahe von Hofmannsthals Geburtshaus, und ich kam nie hinein. Das untere Belvedere leuchtete herüber, die Linie 71 ratterte vorbei und verlockte zu Streifzügen, die ausblieben. "Haben schon gewählt?", heißt es bei Demel. Aber welche Wahl im Leben ist offen?