Washington - Die Mitglieder der entmachteten irakischen Führung in den Händen der US-Armee werden getrennt voneinander an ein und demselben Ort in Bagdad festgehalten. Die gefassten ehemaligen Führungsmitglieder befänden sich "an einem sicheren Ort" in der irakischen Hauptstadt "in getrennten Zimmern", sagte der US-Oberst John Della Jacono am Donnerstag in der südirakischen Stadt Umm Kasr per Videokonferenz vor Journalisten im US-Verteidigungsministerium. Die Gefangenen, die auf der Liste der 55 meistgesuchten Iraker stehen, würden nach der Genfer Konvention behandelt und von Militärpolizisten bewacht. Sie würden derzeit befragt, sagte der Generalstabschef der alliierten Landstreitkräfte in Irak. Ihr Gefangenenstatus sei noch nicht geklärt.

Während Della Jacono von 17 Gefangenen von der Liste der Meistgesuchten sprach, sagte eine Pentagon-Sprecherin, nach Angaben des US-Zentralkommandos befänden sich 18 Gefangene in US-Gewahrsam. Dabei sei der als "Chemie-Ali" berüchtigte Ali Hassan el Majid nicht mitgezählt, der bei einem Bombenangriff ums Leben gekommen sein soll.

Posten für Denunzianten

Die USA wollen die Besetzung von Regierungsposten im Irak von der Vergangenheit der Kandidaten in der Baath-Partei abhängig machen und setzen dabei gezielt auf Denunzianten. Maßgeblich bei Ernennungen für öffentliche Posten solle die Reaktion der irakischen Bevölkerung sein, sagte US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld am Donnerstag in Washington nach einem Treffen mit führenden Politikern des US-Kongresses. Mit einem solchen "Prozess der öffentlichen Prüfung" sollten Anhänger des entmachteten Staatschefs Saddam Hussein und Mitglieder der Baath-Partei nach und nach aus Verwaltungsbereichen und öffentlichen Einrichtungen verschwinden. Parteimitglieder von niedrigerem Rang sollten dabei nachsichtiger behandelt werden, sagte Rumsfeld.

Die Ernennung von Anhängern Saddam Husseins hat im Irak bereits zu Protesten geführt. Der Oberbefehlshaber der US-Truppen im Nahen Osten und Zentralasien, Tommy Franks, betonte, die USA könnten nicht über jeden Kandidaten für einen Posten Bescheid wissen. So habe es bereits mehrfach von bestimmten irakischen Gruppen vorgeschlagene Bewerber gegeben, die sich später als Baath-Parteimitglieder herausgestellt hätten. "Wenn das passiert, führen wir den Prozess der öffentlichen Prüfung aus, und diese Leute werden entfernt." (APA)