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Igor Marini

Foto: APA/EPA/Keystone/Samuel Golay

Lugano - Die eigenmächtigen Ermittlungen italienischer Parlamentarier im Tessin haben ein diplomatisches Nachspiel. Der Mann, der die Politiker nach Lugano brachte, wurde wegen Verdachts auf Geldwäscherei verhaftet. Sie wollten ermitteln und saßen schließlich selbst vor dem Staatsanwalt. Die italienischen Politiker Enrico Nan und Giovanni Kessler, Mitglieder einer parlamentarischen Untersuchungskommission in der Schmiergeldaffäre Telekom Serbia, wollten auf eigene Faust im Tessin Akten einsehen. Sie waren am Donnerstag in Lugano ohne offiziellen Auftrag unterwegs.

Am Donnerstagabend wurden sie unter Präsenz eines Vertreters der Bundesanwaltschaft viereinhalb Stunden lang einvernommen. Begründet wurde diese Befragung mit dem Verdacht auf verbotene Handlungen für einen fremden Staat. Am Abend waren sie wieder auf freiem Fuß.

Igor Marini beschuldigt Regierung Prodi

Anstoß für ihre Reise ins Tessin gaben die Aussagen eines Zeugen vor der italienischen Untersuchungskommission. Der italienische Financier Igor Marini hatte erklärt, über 55 Millionen Dollar Schmiergelder für den Deal zwischen Telecom Serbia und Telecom Italia gewaschen zu haben. Die Zahlungen seien unter anderem auch an Beamte in der damaligen Regierung Prodi geflossen, schreibt die ANSA.

Hintergrund der Affäre ist das politische Tauziehen in Italien zwischen der Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi und der Opposition. Nachdem Berlusconi sich vor Gericht wegen Schmiergeldzahlungen verantworten muss, brachte die Rechte Vorwürfe gegen führende Exponenten der italienischen Linken auf den Tisch, darunter EU-Kommissionspräsident Romano Prodi und Lamberto Dini. (APA/sda/ANSA)