Wien - Da bei der Österreichischen Bundesforste AG (ÖBf AG) 400 von 1200 Jobs wackeln, will nun die Belegschaftsvertretung des traditionell konservativen, ÖVP-dominierten größten Waldbetriebes Österreichs scharf schießen. Im Gespräch mit dem STANDARD kündigt Wolfgang Holzer, leitender Forsttechniker und Zentralbetriebsrat, spektakuläre Streikaktionen für Juni an, wenn der Vorstand nicht bei einem Gespräch Mitte nächster Woche einlenkt. Geplant sind etwa massive Protestaktionen mit Holztrucks vor dem Landwirtschaftsministerium.

In der sich zuspitzenden Auseinandersetzung - DER STANDAD berichtete - geht es primär um den Jobkahlschlag, wodurch sich der ÖBf-Vorstand jährlich rund neun Millionen Euro Personalkosten ersparen will. Anstelle von 25 Forstbetrieben - in denen 15 Prozent der gesamten Waldfläche Österreichs bewirtschaftet werden - würde es künftig nur mehr "fünf oder zehn" Betriebe geben. Ein Förster hätte dann in Zukunft, so Holzer, "nicht mehr durchschnittlich 3500, sondern 10.000 Hektar, also eine Fläche etwa so groß wie der halbe Wienerwald, zu betreuen". Eine verantwortungsvolle Raumnutzung wäre dann mehr garantiert.

ÖBf AG verdient Der Arbeitnehmervertreter kritisiert außerdem vehement, dass, nach dem Konzept des ÖBf-Vorstands, der Personalabbau in den Bereichen besonders schlagend würde, wo die Bundesforste ihre - im ÖBF- Gesetz festgeschriebenen - gesellschaftspolitischen Verpflichtungen zu erfüllen haben; also etwa bei der Schutzwaldpflege und im Naturschutzbereich, die zwar wichtig aber bei weitem nicht so lukrativ wie die Waldnutzung sind. Beide Aufgabenbereiche und die geplante Erschließung neuer Geschäftsfelder sei mit 30 Prozent weniger Leuten nicht ordentlich zu bewältigen. "Sanfte Personaleinsparungen" kann man sich deshalb höchstens im Verwaltungsbereich vorstellen.

Keine wirtschaftliche Notwendigkeit

Obwohl es, so Holzer, keine wirtschaftliche Notwendigkeit für einen Jobabbau gebe. Die ÖBf AG hat 2002 höchst erfolgreich einen Gewinn von 22,7 Mio. € (EGT) erwirtschaftet. Bei gleich bleibendem Personalstand und einem Anspringen der neuen Geschäftsfelder würde das EGT - nach einer Vorstandsberechnung - bis 2010 auf 34,2 Mio. € steigen. Mit 400 Leuten weniger wären es freilich 45,2 Mio. €.

Grasser kassiert Auf jeden Fall muss man weiterhin die Begehrlichkeiten von Finanzminister Karl- Heinz Grasser fürchten. 2002 wurden 72,6 Mio. € abgeliefert, heuer will Grasser zwar nur 7,5 Mio. €, 2004 jedoch bereits wieder 47,5 Mio. € Sonderdividende ernten. Dafür, so Holzer, müssten dann "die Filetstücke des Betriebs", also große Eigenjagden, an Private verkauft werden. (Monika Bachhofer, DER STANDARD Print-Ausgabe, 10.5.2003)