Der 79-jährige Präsident Aserbaidschans, Haydar Alijew, liegt im Sterben. Laut türkischen Medien wird Alijew künstlich beatmet, seine Nierenfunktionen haben ausgesetzt. Alijew wurde vor fünf Tagen von Baku nach Ankara geflogen. Alijew ist seit Jahren schwer krank. Immer wieder wurde er in den USA oder in der Türkei behandelt.

Den vorläufigen Höhepunkt seiner Krankheit erreichte Alijew vor drei Wochen. Am 21. April brach er bei einem öffentlichen Auftritt zusammen. Gespannt blicken nun die Nachbarn Armenien, Georgien und Russland nach Aserbaidschan - aber auch in Washington und Ankara wird die Lage gespannt verfolgt. Tatsächlich haben alle diese Länder trotz dauernden schweren Verstößen gegen Menschenrechte auf Alijew gesetzt. Nach turbulenten ersten Jahren aserbaidschanischer Unabhängigkeit schien einzig das autoritäre Regime des einstigen KP-Chefs Stabilität zu garantieren - die wichtigste Voraussetzung, um die hohen Investitionen, die US- und europäische Ölkonzerne im Kaspischen Meer getätigt haben, zu schützen. Seit einem Jahr wird an der Ölpipeline von Baku über Tiflis bis ans türkische Mittelmeer gebaut. Auch hier zittern Investoren um Milliardeneinsätze.

Denn nach wie vor ist nicht klar, was aus Aserbaidschan nach Alijew wird. Alijew wollte seinen Sohn Illham als Nachfolger inthronisieren. Weil Illham unpopulär ist, wollte er die Präsidentschaftwahl noch einmal selbst gewinnen, um dann seinen Sohn zum Premierminister zu machen. Unterdessen kam es bereits in den drei Wochen, die Alijew nun von der Bildfläche verschwunden ist, zu Ausschreitungen. (DER STANDARD, Printausgabe, 10. und 11. 05. 2003)