Die Tinte auf dem Privatisierungsauftrag ist noch nicht trocken, schon wird um den Verkauf der Post gestritten. Nicht nur die Opposition lehnt eine nach Geldbeschaffung riechende Husch-Pfusch-Veräußerung ab, sondern auch durch die Koalitionsparteien geht eine Bruchlinie. Teile von ÖVP und FPÖ wollen die Post erst sanieren, die Regierungsfraktion will rasch verkaufen.

Also greift man zur ausgefuchsten Strategie des Tarnens und Täuschens. Es werde ohnehin nur ein strategischer Minderheitspartner hereingenommen, der die im Europavergleich zwergenhafte Post in sein weltumspannendes Netzwerk aufnehmen und zu nie da gewesener Größe führen soll.

Den bitteren Vorgeschmack auf den kommenden Postweg vermögen die verteilten Zuckerln freilich nicht zu überdecken: Hier sucht jemand schnelles Geld fürs Budget, das Unternehmen Post ist ihm egal. Denn die Postfüchse schleichen noch immer nicht auf der richtigen Sanierungsspur. Zu viele Bedienstete brauchen zu lang für die anfallende Arbeit, die Automatisierung bringt nicht die versprochenen Rationalisierungen.

Spüren die Postler die richtige Fährte nicht bald auf, wird der gelbe Riese in ein paar Jahren zu einem Zuschussbetrieb. Ausgerechnet in dieser Situation einer Expansionsstrategie für Zentral- und Osteuropa das Wort zu reden, darf zumindest als kühn bezeichnet werden.

Was ein strategischer Partner einem Sanierungsbetrieb bringt, hat die Telekom Austria eindrücklich vorgeführt: Telecom Italia hat einen Haufen Geld bezahlt, mit Ausnahme der Mobilkom in Slowenien und Kroatien aber keine Expansions^erfolge zusammengebracht. Erst im fünften Jahr, just dem des Ausstiegs der Italiener, schrieb die Telekom Gewinne. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 10.5.2003)