Wahl
Im Anschluss an die Hauptversammlung sollte Plattner in einer Aufsichtsratssitzung zum Vorsitzenden des 16-köpfigen Gremiums gewählt werden und damit auf den Stuhl eines weiteren Mannes der ersten Stunde rücken: Der 63-jährige Dietmar Hopp wollte seinen Posten als Aufsichtsratschef zu Gunsten des 59-jährigen Plattner verlassen und nur noch einfaches Mitglied des Gremiums sein. Die Doppelspitze mit Plattner und Kagermann hatte seit 1998 bestanden. Diese "Tandem-Konstellation" sei oft ungläubig bestaunt worden, sagte Kagermann. "Sie war intellektuell fordernd und immer darauf fokussiert, die SAP strategisch noch besser zu positionieren."
Der Vorstandssprecher rechnet mit einem schwierigen Jahr 2003 für die Softwarebranche. Der Rückgang des Marktes für betriebswirtschaftliche Standardsoftware von 23 Prozent im ersten Quartal zeige, dass eine Trendwende noch auf sich warten lasse. Bei den Kunden nehme die Tendenz zu, die laufenden IT-Kosten zu senken. "Die Folge sind kleinere Aufträge und ein äußerst scharfer Konkurrenzdruck im Markt mit zunehmendem Preis- und Margendruck." SAP gilt bei der betriebswirtschaftlichen Standardsoftware als Weltmarktführer.
Fokus
Sollte die momentane Konjunkturschwäche länger anhalten und sich keine Erholung für die Softwarebranche gegen Jahresende abzeichnen, werde SAP die Schwerpunkte auf den Gewinn von Marktanteilen und die kontinuierliche Verbesserung der operativen Marge legen, erklärte Kagermann. Das Unternehmen könne sich zwar diesen Markteinflüssen nicht entziehen, sei aber "für fast jedes erdenkliche Szenario gut aufgestellt". Für 2003 rechnet das Softwarehaus mit einem moderaten Umsatzwachstum und einer Erhöhung der Gewinnmarge.
Plattner sagte bei seiner letzten Rede als Vorstandssprecher: "In den letzten 24 Monaten habe ich gezielt daran gearbeitet, mich in dieser Organisation entbehrlich zu machen, damit es kein Loch gibt, wenn der letzte Mitgründer die Kommandobrücke verlässt. Was nach außen wie Amtsmüdigkeit ausgesehen haben mag, war der Ausdruck einer klaren Strategie."
Positionierung
Das Gründungsmitglied betonte, SAP sei für die Zukunft bestens aufgestellt. Es sei der Wechsel von einem High-Tech-Unternehmen zu einem normalen Unternehmen mit hoher Profitabilität geschafft worden. "Aus dem Shooting Star der 90er ist ein Weltklasseunternehmen geworden, das nun in einer Liga mit IBM, Microsoft und Oracle antritt." Auch in den USA habe SAP wieder zu alter Form zurückgefunden. "SAP bewegt sich auf eine sehr erfolgreiche Periode zu", prognostizierte Plattner.