Beim Software-Riesen SAP ist eine Ära zu Ende gegangen. Mit dem Wechsel von Vorstandssprecher Hasso Plattner in den Aufsichtsrat wird das Walldorfer Unternehmen erstmals in seiner 31-jährigen Geschichte nicht mehr von einem Gründungsmitglied geführt. Henning Kagermann steht nun als alleiniger Sprecher an der Spitze des Softwarehauses. Auf der Hauptversammlung am Freitag in Mannheim sagte Plattner vor rund 4.000 Aktionären: "Ich werde nicht von der Bildfläche verschwinden."

Wahl

Im Anschluss an die Hauptversammlung sollte Plattner in einer Aufsichtsratssitzung zum Vorsitzenden des 16-köpfigen Gremiums gewählt werden und damit auf den Stuhl eines weiteren Mannes der ersten Stunde rücken: Der 63-jährige Dietmar Hopp wollte seinen Posten als Aufsichtsratschef zu Gunsten des 59-jährigen Plattner verlassen und nur noch einfaches Mitglied des Gremiums sein. Die Doppelspitze mit Plattner und Kagermann hatte seit 1998 bestanden. Diese "Tandem-Konstellation" sei oft ungläubig bestaunt worden, sagte Kagermann. "Sie war intellektuell fordernd und immer darauf fokussiert, die SAP strategisch noch besser zu positionieren."

Der Vorstandssprecher rechnet mit einem schwierigen Jahr 2003 für die Softwarebranche. Der Rückgang des Marktes für betriebswirtschaftliche Standardsoftware von 23 Prozent im ersten Quartal zeige, dass eine Trendwende noch auf sich warten lasse. Bei den Kunden nehme die Tendenz zu, die laufenden IT-Kosten zu senken. "Die Folge sind kleinere Aufträge und ein äußerst scharfer Konkurrenzdruck im Markt mit zunehmendem Preis- und Margendruck." SAP gilt bei der betriebswirtschaftlichen Standardsoftware als Weltmarktführer.

Fokus

Sollte die momentane Konjunkturschwäche länger anhalten und sich keine Erholung für die Softwarebranche gegen Jahresende abzeichnen, werde SAP die Schwerpunkte auf den Gewinn von Marktanteilen und die kontinuierliche Verbesserung der operativen Marge legen, erklärte Kagermann. Das Unternehmen könne sich zwar diesen Markteinflüssen nicht entziehen, sei aber "für fast jedes erdenkliche Szenario gut aufgestellt". Für 2003 rechnet das Softwarehaus mit einem moderaten Umsatzwachstum und einer Erhöhung der Gewinnmarge.

Plattner sagte bei seiner letzten Rede als Vorstandssprecher: "In den letzten 24 Monaten habe ich gezielt daran gearbeitet, mich in dieser Organisation entbehrlich zu machen, damit es kein Loch gibt, wenn der letzte Mitgründer die Kommandobrücke verlässt. Was nach außen wie Amtsmüdigkeit ausgesehen haben mag, war der Ausdruck einer klaren Strategie."

Positionierung

Das Gründungsmitglied betonte, SAP sei für die Zukunft bestens aufgestellt. Es sei der Wechsel von einem High-Tech-Unternehmen zu einem normalen Unternehmen mit hoher Profitabilität geschafft worden. "Aus dem Shooting Star der 90er ist ein Weltklasseunternehmen geworden, das nun in einer Liga mit IBM, Microsoft und Oracle antritt." Auch in den USA habe SAP wieder zu alter Form zurückgefunden. "SAP bewegt sich auf eine sehr erfolgreiche Periode zu", prognostizierte Plattner.

Der größte deutsche Softwarekonzern hatte im ersten Quartal 2003 das Ergebnis nach Steuern von 65 Millionen auf 186 Millionen Euro ausgebaut. Als Grund wurde das Kostensenkungsprogramm im Kerngeschäft sowie der Wegfall der Sonderbelastung durch das US-Softwareunternehmen Commerce One genannt. Der Umsatz war in den ersten drei Monaten des Jahres um acht Prozent auf 1,52 Milliarden Euro zurückgegangen. Der Erhöhung der Dividende von 0,58 auf 0,60 Euro wurde am Freitag zugestimmt. (APA)