Juba/Khartum - Die Bevölkerung im Südsudan hat mit überwältigender Mehrheit für die Loslösung der ölreichen Region vom Norden gestimmt. Nach den ersten amtlichen Ergebnissen von Freitag sprachen sich fast 99 Prozent der Wähler für die Unabhängigkeit aus. Das Resultat basiert auf der Auszählung von mehr als 80 Prozent der Stimmen im Südsudan. In anderen Landesteilen, wo Personen aus dem Süden auch abstimmen konnten, sind die Stimmen vollständig ausgezählt.

Die Volksabstimmung war Teil eines Friedensabkommens von 2005, das einen - mit einer Unterbrechung - mehr als 50 Jahre dauernden Bürgerkrieg zwischen der arabisch dominierten Zentralregierung in Khartum und dem schwarzafrikanisch geprägten Süden beendete. Seit 2005 war der Süden autonom.

Das Endergebnis des Referendums soll im Februar verkündet werden, ein vorläufige Ergebnis wird voraussichtlich am 30. Jänner veröffentlicht. Die einwöchige Abstimmung, die am Samstag vor einer Woche endete, war weitestgehend friedlich und korrekt abgelaufen. Nur im zwischen Norden und Süden umstrittenen Gebiet Abyei, in dem ein separates Referendum verschoben worden war, kam es zu Gewalt zwischen sich dem Süden zugehörigen Bauern (Ngok Dinka) und nördlichen Nomaden (Misseriya).

Zuckerl für Khartum

Die internationale Gemeinschaft war stark zwischen Nord und Süd engagiert, um Rahmenbedingungen für das Sezessionsszenario auszuarbeiten. Die USA haben Khartum Verbesserung der Beziehungen zugesagt, wenn Referendum und Trennung friedlich verlaufen. Präsident Omar al-Bashir hat wiederholt betont, das Votum respektieren zu wollen.

In Khartum kam es zuletzt zu Spannungen, weil wie in anderen arabischen Ländern Proteste gegen zu hohe Lebensmittelpreise ausgebrochen waren. Als Anstifter wurde der Islamist Hassan al-Turabi, der frühere Chefideologe Bashirs, verhaftet. Beobachter orten eine stärkere Repression gegen Oppositionelle im Norden. (Reuters, guha/DER STANDARD, Printausgabe, 22.1.2011)