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Das Gericht verurteilte Jean-Marie Messier, Ex-Vorstands-Chef von Vivendi, auch für sein großzügiges Abfindungspaket.

Foto: Reuters/Tessier

Paris - Acht Jahre nachdem der französische Konzern Vivendi mit knapp 30 Milliarden Euro Schulden am Rand der Zahlungsunfähigkeit stand, sind die Top-Manager in einem Pariser Gericht verurteilt worden. Vivendis Ex-Vorstandsvorsitzender Jean-Marie Messier wurde wegen Täuschung von Investoren und widerrechtlicher Verwendung von Firmengeldern zu einer Strafzahlung von 150.000 Euro und drei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Im Zuge der Internetblase hatte sich Vivendi auf Einkaufstour begeben und 23 Unternehmen im Wert von 77 Milliarden Dollar übernommen, um aus dem Industriekonzern ein Medienkonglomerat zu machen.

Messier habe in dieser Phase "Äußerungen gemacht, die Investoren in die Irre geführt haben", so schreiben die drei Richter in ihrem Urteil. Vom Vorwurf der Kursmanipulation sprachen sie Messier frei. 2002, als die Finanzprobleme Vivendi Universal erschütterten, trat Vorstandschef Messier zurück und genehmigte sich damals eine Abfindung von 18,6 Mio. Euro. Dafür wurde er wegen widerrechtlicher Verwendung von Unternehmensgeldern verurteilt, denn er habe sich "während schwerwiegender Probleme des Unternehmens" mit dieser Abfindung belohnt.

Im Zuge des Verfahrens hatte Messier im Juni 2010 zwar eingeräumt, Fehler begangen zu haben. Er verteidigte dennoch wiederholt seine Unternehmensstrategie als richtig, jedoch zum falschen Zeitpunkt umgesetzt.

Bronfmans Insidergeschäfte

Edgar Bronfman Jr. wurden von einem Pariser Gericht ebenso für schuldig befunden. Der Vize-Präsident des Aufsichtsrats von Vivendi zwischen 2000 und 2003 wurde wegen Insiderhandels zu 15 Monaten bedingter Haft und fünf Mio. Euro Strafe verurteilt. Der heutige Vorstandschef des Musikkonzerns Warner Music Group soll mit privaten Informationen über Aktienoptionen 12,8 Mio. Dollar verdient haben. Er kündigte an, Berufung gegen das Urteil einzulegen. "Die Geschäfte waren in Ordnung", schrieb Bronfman Jr. in einer E-Mail.

Edgar Bronfman Jr. war in die aggressive Expansionsstrategie von Vivendi Universal involviert, an der seine Familie größter Einzelaktionär war. In den Jahren zuvor leitete er den Familienkonzern Seagram, der 2000 mit Vivendi fusionierte, und machte aus dem Mischkonzern ein Medienkonglomerat. Sein Vater, Edgar Bronfman Senior, hatte aus Seagram einen der größten Spirituosenhersteller weltweit gemacht, der zudem größter Einzelaktionär am Chemiekonzern DuPont war. Ab 1979 war Bronfman Senior Präsident des Jüdischen Weltkongresses. 2000 kritisierte er die Regierungsbeteiligung der FPÖ, was zu einem medialen Schlagabtausch mit Jörg Haider führte. (sulu, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22./23.1.2011)