Bochum - Der Sumpf des europäischen Fußball-Wettskandals scheint noch tiefer als bisher befürchtet. Die mutmaßlichen Drahtzieher kamen bei ihrem Manipulationsversuch in der Champions League zu spät, weil andere Betrüger schneller waren. Der Torhüter von Debrecen war angeblich bereits bestochen. Das geht laut Informationen der Nachrichtenagentur SID aus der Anklageschrift gegen die mutmaßlichen Wettbetrüger um Ante Sapina hervor.

100.000 Euro sollen Sapina und Co. dem Torhüter des ungarischen Meisters Debrecen in Aussicht gestellt haben, damit er das Champions-League-Gruppenspiel am 20. Oktober 2009 gegen Fiorentina manipuliert. Die Wettbetrüger waren laut der ermittelnden Staatsanwaltschaft in Bochum auf dem Weg nach Wien gewesen, wo ein Vertrauter des montenegrinischen Nationalkeepers Vukasin Poleksic das Geld hätte erhalten sollen.

"Es wurde aber laut Anklage nicht gezahlt, weil es von dritter Seite schon zu Zahlungen an den Spieler gekommen war", sagte Gerichtssprecher Volker Talarowski am Freitag. Das Spiel endete 3:4. In der ersten Halbzeit fielen sechs Tore, davon drei für Fiorentina in den ersten 20 Minuten. Der Mitangeklagte Marijo C. hatte über seinen Verteidiger bestritten, die Partie manipuliert zu haben.

Die Bochumer Ermittler sollen mehrmals auf Hinweise zu anderen Wettbetrügern gestoßen sein, die nicht zur Gruppe um Sapina gehörten. So berichtete Sapina, dass beim ehemaligen belgischen Zweitligisten Union Royale Namur "Italiener Spiele manipuliert" hätten. Marijo C. sprach von einer "Wettmafia in Kroatien, die europaweit Partien beeinflusste". Sapina, C. und vier weitere Beschuldigte werden voraussichtlich am 24. Februar in Bochum erneut vor Gericht stehen. (APA/Si)