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Karl-Heinz Grasser (Bild): Es gilt die Unschuldsvermutung.

Foto: AP/Ronald Zak

Das Finanzloch beim Österreichischen Fußballbund (ÖFB) - im Jahr 2003 mit einem eigens dafür geschaffenen "Budgetüberschreitungsgesetz" offenbar repariert - zieht jetzt doch größere Kreise als bislang angenommen und könnte für einige Polit-Granden oder Ex-Politiker ein bitteres Nachspiel haben. Wie aus nun aufgetauchtenden Protokollen hervorgeht, wurde der Nationalrat bewusst getäuscht - mit prominenter Beteiligung und bühnenreifer Verschleierungstaktik. Einem Bericht des "Kurier" zufolge soll unter dem Titel "Jugendförderung", einer Initiative zur Unterstützung von heimischen Jung-Kickern, eine Million Euro vom Nationalrat abgesegnet worden sein. Tatsächlich soll die Summe aber dafür verwendet worden sein, um die Bundesliga-Schulden zu bezahlen. Die Fußball-Nachwuchstalente erreichte das Geld somit nie.

Grünen-Abgeordneter Peter Pilz, der an den Recherchen beteiligt war zu derStandard.at: "Es besteht der Verdacht, dass eine Million Euro unter Mitwissen hoher Beamte bis hin zu Regierungsmitgliedern umgeleitet wurden." Spannend sei die Sache bei "all den Grasser-Geschichten" laut Pilz, weil erstmals eine geschlossene Beweiskette voliege. So soll auch neben dem ehemaligen Finanzminister Ex-Bundeskanzler und Sportminister  Wolfgang Schüssel von der dubiosen Geldtransaktion gewusst haben. Entsprechende E-Mails und zahlreiche Unterlagen würden als Beweis vorliegen. Pilz weiter: "Der Staatsanwaltschaft wird nichts anderes übrigbleiben, als die Sache zu verfolgen."

Laut Kurier hatte Peter Westenthaler, heute BZÖ-Abgeordneter, zum damaligen Zeitpunkt vorübergehend Vorstand der Fußball-Bundesliga, die Geschäfte mit dem Finanzministerium unter der Ära Karl-Heinz Grasser eingefädelt, Grassers ehemaliger Kabinettschef Matthias Winkler soll die Schaltstelle der Verschleierungs-Involvierten gewesen sein. Friedrich Stickler schließlich, damaliger Präsident des ÖFB, will sich heute nur noch als Durchlaufposten des Geldtransfers gesehen haben. Angeblich wusste er nichts über den Verwendungszweck der Million.

Amtsmissbrauch oder Anstiftung zu Amtsmissbrauch werden mit bis zu zehn Jahren Haft geahndet. Für alle Beteiligten gilt selbstverständlich die Unschuldsvermutung.

BZÖ-Chef Josef Bucher hat am Sonntag in der ORF-"Pressestunde" Westenthaler verteidigt. Er habe die Rechtskörperschaft der Bundesliga verschuldet übernommen und sie dann saniert - Westenthaler sei es gelungen, dass man heute in Österreich Profifußball habe, meinte Bucher. Es sei darum gegangen, den Konkurs abzuwenden. Westenthaler habe in seiner Verantwortung mit der Finanzprokuratur verhandelt und daran sei nichts auszusetzen, erklärte Bucher. (Sigrid Schamall, derStandard.at, 22.1.2011)