Wien/Mailand - Die Casinos Austria haben derzeit kein leichtes Spiel. Krisenbedingt gehen die Leute im In- und Ausland seltener ins Casino, viele Zocker wandern ins Internet ab. Ungemach bringt auch die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH), infolgedessen in Österreich das Glücksspielgesetz novelliert und damit das Casinomonopol gekippt wurde. Auch im Ausland rollt die Kugel nicht so wie sie sollte: Im ersten Halbjahr 2010 schlitterten die Casinos Austria International (CAI) tief ins Minus. Im vierten Quartal und im Jänner habe sich die Lage aber wieder stabilisiert, sagte CAI-Chef Paul Herzfeld zur APA. Heuer wollen sich die CAI auf den italienischen Automatenmarkt konzentrieren. Am Donnerstag eröffnete das erste Mini-Casino in Mailand.

"Wir haben 2011 vor, rund 1.800 Video Lotterie Terminals (VLTs, zentralvernetzte Spielgeräte) an etwa zehn Standorten aufzustellen", so Herzfeld. Das Outlet in Mailand ist 1.000 Quadratmeter groß und beheimatet vorerst 100 VLTs. Bis Ende Jänner sollen es 150 werden. Neben den eigenen Mini-Casinos wollen die CAI auch einzelne Geräte in Wettlokalen aufstellen. "Gemeinsam mit unserem Partner Cogetech investieren wir in Italien rund 40 Mio. Euro", sagte der CAI Boss. An dem Joint Venture Azzurro Gaming halten die CAI 75 Prozent und die Mailänder Cogetech 25 Prozent. Cogetech ist laut Herzfeld einer von zehn VLT-Lizenznehmern und der viertgrößte Player Italiens.

Wieviel die VLTs in Italien hereinspielen sollen, wollte Herzfeld nicht sagen. "In Italien sind insgesamt rund 400.000 Spielautomaten zugelassen. Von den neuen VLTs wird es nur 50.000 geben. Wir haben hier ein besonderes Produkt." Immerhin könne man an einem solchen Automaten bis zu 100.000 Euro gewinnen. Der Höchsteinsatz bei VLTs beträgt 10 Euro, herkömmliche Slot Machines dürfen hingegen nur mit 1 Euro gefüttert werden. Automatensalons gelten wegen des geringeren Personalaufwands als weitaus lukrativer als klassische Spielbanken, die Margen betragen etwa 5 statt 2,5 bis 3 Prozent.

Paradies für Zocker und Glücksspielanbieter

Italien ist im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Staaten ein Paradies für Zocker und Glücksspielanbieter. Schon vor sieben bis acht Jahren habe man mit der Liberalisierung des Glücksspielmarkts begonnen, die Italiener hätten zudem eine "gewisse Neigung zum Spiel", meinte Herzfeld. Italien sei "wahrscheinlich der dynamischste Markt in Europa." Auch der niederösterreichische Automatenkonzern Novomatic will im dortigen VLT-Bereich Fuß fassen und rund 14.000 Geräte liefern. Im Sportwettenbereich gilt der italienische Markt aber schon als übersättigt, einige - auch internationale - Player haben sich schon wieder zurückgezogen.

Bei der gerade erst angelaufenen VLT-Regulierung geht es indes recht zäh voran. "Die Behörden brauchen wesentlich länger als ursprünglich gedacht", schilderte Herzfeld. Bis alle Lieferanten, die sich beworben haben, geprüft werden, werde es wohl noch bis Mitte des Jahres dauern. Derzeit sind erst rund 6.000 VLTs in Betrieb, 50.000 sollen es werden. Unglücklich ist man in der Branche auch darüber, dass vorerst jedem Anbieter nur fünf Spiele erlaubt wurden. "Man will nicht, dass die, die früher lizenziert werden, einen überproportionalen Vorteil haben", meinte der CAI-Chef. "Am Ende werden wir wahrscheinlich 40 bis 50 Spiele je Anbieter haben."

Sonst keine neuen Märkte in Visier

Neben Italien haben die CAI vorerst keinen neuen Märkte ins Auge gefasst, haben sie doch "eines der schwierigsten Jahre" hinter sich. Im ersten Halbjahr 2010 schrieb die einstige Cashcow des Konzerns einen Verlust von 14,4 Mio. Euro. Auch für das Gesamtjahr werden die Zahlen wohl rot bleiben. Herzfeld wollte sich dazu nicht äußern. Zu kämpfen habe man vor allem in Europa gehabt, wo die CAI etwa zwei Drittel ihres Umsatzes machten. Im vierten Quartal 2010 sei dann eine gewisse Stabilisierung eingetreten, "teilweise sogar ein Wendepunkt." In den Casinos in Brüssel und Hannover, in die vergangenes Jahr mehr als 50 Mio. Euro investiert wurden, verzeichne man "sehr schöne Besucherzuwächse". Australien, Kanada und Südamerika hätten sich vergangenes Jahr zufriedenstellend entwickelt. Den Erlös aus dem Verkauf des 45-Prozent-Anteils an der Spielbank in Luzern an die damalige Partnerin Kursaal Casino AG wollte Herzfeld nicht beziffern.

Heuer "wollen wir schon eine gewisse Vorsicht walten lassen". Es sei noch nicht abzusehen, inwieweit sich der leichte Aufwärtstrend in Europa "nachhaltig verfestigt." Frisches Geld braucht man derzeit nicht. Die momentan ausständigen Anleihen in Höhe von 180 Mio. bzw. 150 Mio. Euro laufen 2012 bzw. 2017 aus, wobei von ersterer schon ein Teil zurückgekauft worden sei.

Nächste Woche werden sich die CAI auf Europas größter Glücksspielmesse, der International Gaming Exhibition (IGE) in London, präsentieren. Wie jedes Jahr wird auch Novomatic dort vertreten sein. (APA)