Gerhard Klambauer, Alleinvorstand von Waagner-Biro

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Die in verschiedenen Farben leuchtende Dachkonstruktion des Yas Island Marina Hotels an der Formel-1-Strecke in Abu Dhabi war der bisher größte Auftrag der Sparte Stahl-Glas von Waagner-Biro.

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Standard: Waagner-Biro realisiert spektakuläre Projekte, wenige nehmen davon Notiz. Stört Sie das?

Klambauer: Das wurmt uns sehr. Wir versuchen, Initiativen zu starten, das zu ändern. Leider haben wir noch nicht den richtigen Weg gefunden.

Standard: Intel, der Chiphersteller, hat "Intel inside" auf PC-Gehäuse appliziert. "Waagner-Biro outside" bei Fassaden - wäre das nichts?

Klambauer: Sehr nett, danke für den Slogan. Das, was wir bauen, sind aber nicht Commodities. Wir gestalten Einzelbauwerke. Bei Architekten und Bauherren haben wir einen Namen. Das Problem ist die breitere Öffentlichkeit.

Standard: Wo wünschen Sie sich mehr Unterstützung vom Staat?

Klambauer: In der Bildung. Wir leiden darunter, dass zu wenige Leute mit Qualifikationen ausgebildet werden, die wir brauchen. Das fängt bei HTL-Ingenieuren an. Die sollten ein paar Sprachen beherrschen - Englisch perfekt und eine zweite Fremdsprache gut. Weil wir in Österreich wenig Geschäft machen, müssen wir die Leute im Ausland einsetzen können.

Standard: Die kriegen Sie nicht?

Klambauer: Zu wenig. Wir investieren nun selbst massiv in Personalentwicklung und haben die Idee, eine Art Waagner-Biro-Akademie oder wie immer das dann heißen wird zu gründen. Obwohl wir kein Großkonzern sind, sollten wir so etwas haben, weil die Qualität der Mitarbeiter spielentscheidend ist.

Standard: Wie wichtig ist für Waagner-Biro der Umstand, ein Unternehmen aus Österreich mit Sitz in Wien zu sein?

Klambauer: Im arabischen Raum, wo wir viel bauen, ist das zweifellos besser, als wenn wir anderswo säßen. Da wirkt sich die Neutralität Österreichs positiv aus. Anderswo ist das weder von Vor- noch von Nachteil.

Standard: 2009, als viele Unternehmen schon schwer unter der Krise gelitten haben, schrieb Waagner-Biro Rekordzahlen. Wie das?

Klambauer: Obwohl ausschließlich im Stahlbau tätig, sind wir als Gruppe stark differenziert: Bühnentechnik, Brückenbau, Gebäudehüllen. Diese drei Bereiche haben im Grunde wenig miteinander zu tun, die Märkte sind unabhängig voneinander. Wenn eine Sparte etwas schlechter läuft wie derzeit der Stahl-Glas-Bau, floriert vielleicht die Bühnentechnik ...

Standard: ... ist das so?

Klambauer: Ja. Anfang 2010 haben wir zwar noch etwas geschwitzt, dann ist es uns aber gelungen, einige Projekte an Land zu ziehen - etwa in Polen. Wir sind in dem Bereich jetzt knapp an der Kapazitätsgrenze. 2011 haben wir sogar eine Steigerung eingeplant. Auch die Entwicklung im Brückenbau stimmt uns zuversichtlich. Da haben wir vor allem in Afrika ein paar schöne Projekte realisiert, die nun Folgeaufträge nach sich ziehen.

Standard: Dass Sie diese drei Bereiche haben, ist Ihnen doch mehr passiert, als dass eine klare Strategie dahinterstecken würde.

Klambauer: Es stimmt, Waagner-Biro war ein Bauchladen, der nun auf drei Säulen ruht: Stahl-Glas-Bau, wo wir rund ein Drittel des Umsatzes machen, die Bühnentechnik, die 25 bis 30 Prozent bringt, und Brückenbau mit rund einem Viertel. Der Rest entfällt auf Diverses. Künftig wollen noch noch internationaler werden.

Standard: Wo haben Sie die Krise hauptsächlich gespürt?

Klambauer: Im amerikanischen und westeuropäischen Raum mehr als in Asien. Unser Vorteil ist, weltweit unterwegs zu sein. Wenn eine Region schwächelt, kann das durch verstärkte Nachfrage anderswo kompensiert werden. Das geht nicht immer synchron. 2010 haben wir deutlich weniger Umsatz gemacht als 2009, weil Projekte verschoben wurden. Wir werden kaum die 150 Millionen schaffen. 2009 waren es noch 192,4 Millionen Euro.

Standard: Energieeffizient ist das, was sie derzeit machen, ja nicht?

Klambauer: Es stimmt, wir bauen verrückte Sachen im arabischen Raum, wo es im Sommer 50 Grad hat und alles klimatisiert werden muss. Ich bin aber überzeugt, dass Energieeffizienz bei Architekten und Bauherren in den nächsten zehn, 15 Jahren eine Top-Priorität erhalten wird. Und wir müssen zusehen, dass wir diese Anforderungen erfüllen können.

Standard: Wie bereiten sie sich darauf vor?

Klambauer: Wir müssen uns spezielles Know-how aneignen, das wir derzeit noch nicht haben. Das kann geschehen, indem wir Kompetenz extern zukaufen oder Experten hereinholen, die das hausintern aufbauen. (Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.1.2011)