Bagdad - Bei zwei Anschlägen auf schiitische Pilger sind im Irak am Montag mindestens 13 Menschen ums Leben gekommen, andere Berichte sprachen von mindestens 18 Toten. Mehr als 140 weitere Personen seien verletzt worden, sagte Vize-Gesundheitsminister Chamis al-Saad am Montag. Die Autobomben detonierten bei Kerbala, wo mehrere Hunderttausend Gläubige zu einem wichtigen religiösen Fest zusammenkamen.
Zunächst hieß es, es habe 22 Tote gegeben, dann änderten Polizei und Krankenhausmitarbeiter ihre Angaben aber. 55 Menschen wurden demnach verletzt. Binnen einer Woche wurden nun schon mindestens 159 Menschen bei Terrorattacken im Irak getötet.
Imam-Hussein-Feiern
Die erste Bombe explodierte am Morgen auf einem Parkplatz mit Bussen, der in einem östlichen Vorort von Kerbala liegt. Dabei wurden den Angaben zufolge sechs Pilger getötet und 34 weitere verletzt. Ein weiterer Sprengsatz in der Nähe wurde noch rechtzeitig gefunden und entschärft. Über vier Stunden später explodierte eine Bombe am Südrand der Stadt. Dabei kamen zehn Pilger und zwei Soldaten ums Leben, 21 weitere Menschen wurden verletzt. Während der religiösen Feiertage sind Autos in der den Schiiten heiligen Stadt verboten.
Am Abend wollten die Gläubigen dort an einer Feier zu Ehren des Imams Hussein erwartet, der im 7. Jahrhundert lebte und einer der wichtigsten schiitischen Heiligen ist. Das Fest markiert den 40. Tag nach dem Aschura-Fest, bei dem an den Tod des Propheten-Enkels in der Schlacht von Kerbala im Jahr 680 nach Christus erinnert wird. Der Tod Husseins besiegelte die Trennung zwischen Sunniten und Schiiten, die noch heute eine der wichtigsten Bruchlinien in der irakischen Gesellschaft ist.
Hinter den jüngsten Anschlägen werden Al-Kaida oder andere sunnitische Extremistengruppen vermutet. Es bekannte sich aber niemand zu den Taten. Am Sonntagabend tauchte auf Islamisten-Websites ein Bekennerschreiben der mit Al-Kaida assoziierten Gruppe Islamischer Staat im Irak auf. Doch bekannten sich die Terroristen in diesem Schreiben nicht zu den Angriffen auf die Pilger, sondern zu mehreren Selbstmordattacken auf Polizeirekruten in der vergangenen Woche.
Unter der Herrschaft Saddam Husseins waren größere Wallfahrten von Schiiten verboten, weil er sie als Machtdemonstration der Bevölkerungsmehrheit fürchtete. In jüngster Zeit haben schiitische Politiker ihre Glaubensbrüder dazu ermutigt, nach Kerbala zu pilgern.
Erst in der vergangenen Woche waren bei Bombenanschlägen in der rund 100 Kilometer südlich von Bagdad gelegenen Stadt mindestens 45 Menschen ums Leben gekommen.
In dem Dorf Al-Homeira (Provinz Tamim) erschossen zudem Aufständische am Montag zwei Angehörige einer lokalen Bürgerwehr. Wie die Polizei mitteilte, zündeten Unbekannte in der Nähe der Stadt Tikrit eine Bombe neben dem Konvoi des Provinzgouverneurs Ahmed Abdullah al-Dshaburi. Fünf seiner Leibwächter erlitten Verletzungen. Er selbst blieb unversehrt. Die Polizei teilte weiter mit, in Bagdad seien am Montag zwei Bomben explodiert. Dabei seien ein Geheimdienstoffizier und sein Fahrer getötet worden. Im Nordwesten Bagdads wurden nach Angaben des Innenministeriums acht Zivilisten durch eine Bombe nahe einer Tankstelle verletzt. In der nördlichen Provinz Kirkuk töteten Bewaffnete am Montag zwei Milizionäre, die gegen die Terrororganisation Al-Kaida kämpften. (APA/dapd/dpa/Reuters)