Foto: Screenshot www.wienerradlchic.com

Bei allem Ärger, dem der urbane Radfahrer und die städtische Radlerin ausgesetzt sind, meint Leser B., zipfe ihn das ständige Rad-Trübsalblasen doch an: Radfahren, schreibt er, sei schließlich nicht nur ökologisch korrekt und gesund, sondern auch schön. Sowohl als Tätigkeit, als auch als Anblick. Er, betont Leser B., meine da keine dümmlich-sexistische sondern eine ästhetische Perspektive.

Er, schreibt Leser B., sei da nicht alleine: Auf der ganzen Welt gäbe es mittlerweile "Cycle Chic"-Seiten. Um schöne Rad-Bilder auszutauschen - und zur Schöner-Strampeln-Ermutigung. In Wien finde man dieses Community auf www.wienerradlchic.com.

Dort sieht man: Bei den Cycle-Chic-Aktivisten zwischen Kopenhagen, L. A. oder Barcelona steht nicht das teure, den letzten Stand der Technik repräsentierende auf- (oder auch runter)gebrezelte Designrad im Fokus: Im Schönrad-Netz sieht man Menschen auf dem Rad, die zwei zentrale Mottos sichtbar leben: "Style over Speed" und "100 % Lycra-free".

Logisch, dass es auf den Seiten der Ästhetik-Biker elegant und stylish zugeht: Radler im Anzug und mit genagelten Schuhen vor dem Café Landtmann finden sich hier neben hippen Bohemiens auf Beachcruisern am Ring-Radweg oder feinen Damen in hochwertigem Kostüm und Mantel, die mit fast madonnenhafter Anmut ruhig durch hektische Kreuzungsszenen fahren.

Beim Klicken zeigt sich, dass Leser B. recht hat: Radfahren ist schön – und Radfahrer sind schön. Doch das täuscht fast über einen kleinen Schönheitsfehler der Seite hinweg: Ob tatsächlich alle hier Abgebildeten auch gefragt wurden, ob es ihnen passt, sich im Web in voller Schönheit wiederzufinden, ist nämlich zumindest fraglich. Um es in schönen Worten auszudrücken. (Thomas Rottenberg/DER STANDARD/Automobil/21.1.2011)