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Auch Areale des Arsenals sollen abgestoßen und verkauft werden.

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Günstige Büros für Start-Ups, "Schnupperbüros" für Nonprofit-Unternehmen, Standorte für die Kreativwirtschaft oder Bildungseinrichtungen - VP-Landesgeschäftsführer Alfred Hoch wüsste viel mit den Wiener Kasernen und Amtsgebäuden des Bundesheeres anzufangen. Daher hält er auch die Pläne von Verteidigungsminister Norbert Darabos, sich in Wien auf eine Großkaserne und ein Verwaltungsgebäude zu beschränken und damit zahlreiche andere Standorte aufzulösen, für "keine schlechte Idee". "In Wien gibt es nicht allzu oft die Chance, innerstädtisch Großprojekte zu erwerben oder durch stadtplanerische Maßnahmen tätig zu werden", so Hoch bei einer Pressekonferenz am Montag.

ÖVP will Mehrfachnutzung

Dem Vorschlag des Ministers zufolge würden neben der Radetzky-Kaserne in Ottakring auch die Amtsgebäude Franz-Josefs-Kai, Vorgartenstraße, Straußengasse und Schnirchgasse veräußert werden, so der VP-Politiker. Auch nicht mehr benötigte Teilflächen wie etwa Areale des Arsenals, der Theodor-Körner oder die Marinekaserne Tegetthoff sollen abgestoßen werden. Verkaufspläne und -verhandlungen würden bereits von der Gebäudeverwertung SIVBEG durchgeführt werden.

Die Amtsgebäude in der Vorgartenstraße im zweiten Bezirk und am Franz-Josefs-Kai würden sich besonders für "aufstrebende Unternehmen" eignen. Dabei könne die Stadt Wien "entweder als Käufer oder durch stadtplanerische Maßnahmen gestaltend tätig werden", meint Hoch. Er fordert von der Stadtregierung Konzepte zur Mehrfachnutzung bei denen auch Stadtentwicklungsexperten und Bezirksentwicklungs-Kommissionen eingebunden werden. "Die Stadtregierung darf diese Chance nicht durch weitere Untätigkeit und Säumigkeit verpassen", kritisiert Hoch.

Marinekaserne Tegetthoff als Hotel

"Ich will nicht nur über Wohnbau reden", meint Hoch am Montag. Dafür würde es freie Bereiche in innerstädtischer Lage geben. Besonders die Marinekaserne Tegetthoff soll - wie dies die SPÖ bereits angekündigt habe - nicht für sozialen Wohnbau verwendet werden. Diese  "Traumimmobilie" stellt sich Hoch viel eher als Hotel vor. Auf den Arealen könnten auch Bildungseinrichtungen entstehen. Eine Fachhochschule wäre dabei eine Möglichkeit, so Hoch. Auch die Kasernenstraßen sollen später genutzt werden.

Die SPÖ Wien weist den Vorwurf der Säumigkeit zurück. "Es kann keine Rede davon sein, dass die Wiener Stadtplanung hier untätig ist, vielmehr zeugen diese Vorwürfe der ÖVP von Desinformiertheit", kontert Ausschussvorsitzende und grüne Planungssprecherin Sabine Gretner am Montag in einer Aussendung auf die Kritik der ÖVP. Die Regierung plane durchmischte Stadtteile "mit einem ausgewogenen Verhältnis von Wohnen, Arbeiten und Freizeit - wie etwa Allgemeinflächen für Gemeinschaftsgärten oder leistbare Räume für kulturelle Aktivitäten", teilt Gretner mit.

"Ein paar Gemeinschaftsgärten sind bei dem gewaltigen Entwicklungspotential sicherlich zu wenig. So viel 'Phantasie' hätte eine SPÖ-Alleinregierung auch gehabt", meint dazu FPÖ-Planungssprecher Toni Mahdalik.

ÖVP zur Heeresreform

"Eine Heeresreform, bei der zukünftig mit weniger Soldaten ausgekommen werden muss, würde diese Pläne noch beschleunigen", meint Hoch. Mehr will er zur aktuellen Debatte über die Reform allerdings nicht sagen. Kritik an dem Minister bleibt trotzdem nicht aus: Darabos' überraschende Pläne, Standorte aufzulassen und zu einem zusammenzuziehen, würden für "große Verwirrung sorgen" und seien "ein Beispiel offensichtlicher Unsicherheit des zuständigen Ministers", so Hoch. (Daniela Neubacher, derStandard.at, 24. Jänner 2011)