Salzburg/Klagenfurt/Zagreb - Der ehemalige kroatische Premierminister Ivo Sanader, der zur Zeit in Salzburg in Untersuchungshaft sitzt, bezeichnet die Provisions-Vorwürfe gegen ihn im Zusammenhang mit einer Kreditvergabe der Hypo Alpe Adria Bank als "uralt". In einem Interview mit den "Salzburger Nachrichten" brachte er die erneuten Ermittlungen gegen ihn mit dem Machtwechsel in Kroatien in Zusammenhang.
Die Vorwürfe bezüglich der Provisionszahlung seien 2001 zum ersten Mal aufgetaucht. Die Staatsanwaltschaft habe, so Sanader, den Fall untersucht, dabei hätte sich herausgestellt, dass es sich um "haltlose Anschuldigungen einer Frau waren, die sich dadurch einen Vorteil erhofft hat". Die Geschichte werde alle paar Jahre wieder aufgewärmt, zuletzt sei dies Ende 2009 der Fall gewesen. Sanader: "Ich dementierte wieder. Und der Generalstaatsanwalt schickte mir eine SMS, ich hätte das gut gemacht und die Frau hätte gelogen." Er habe diese SMS-Nachricht aufgehoben, so der Politiker.
Ein paar Tage später, nachdem ihn seine Nachfolgerin Jadranka Kosor aus der HDZ hinausgeworfen habe, hätte sich der Staatsanwalt "gedreht", behauptet der ehemalige HDZ-Parteichef. Der Staatsanwalt hätte, so behauptet Sanader, einem US-Botschaftsmitarbeiter erzählt, er werde gegen Sanader in dieser Causa ermitteln.
Vorerst keine Auslieferung
Der U-Häftling will vorerst nicht nach Kroatien ausgeliefert werden, er beschwert sich darüber, dass seinen Anwälten in Zagreb keine Akteneinsicht gewährt worden sei. Solange er die Vorwürfe gegen sich nicht im Detail kenne, stimme er einem vereinfachten Auslieferungsverfahren sicher nicht zu.
Sanader dementierte in dem Interview erneut, den ehemaligen Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider gekannt zu haben. Wie schon bei seiner Befragung durch den Hypo-U-Ausschuss des Kärntner Landtages erklärte er, Haider nie getroffen zu haben. Auch die damaligen Hypo-Chefs Wolfgang Kulterer und Günter Striedinger habe er "nicht öfter gesehen als andere Vorstände ausländischer Banken, eher weniger oft".
Bei der Provisionszahlung, auf die sich Sanader bezieht, handelt es sich laut kroatischen Medienberichten um eine Summe von 800.000 D-Mark (409.034 Euro). Das Geld soll er vom kroatischen Unternehmer Miroslav Kutle für die Vermittlung eines Hypo-Kredits in der Höhe von 4 Mio. Mark erhalten haben. Kutle, Mitbegründer der HDZ, wurde in Kroatien seit dem Jahr 2000 zweimal wegen Veruntreuung verurteilt, zuletzt erhielt er im Sommer 2009 eine dreijährige Haftstrafe. (APA)