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Wer auf den Stresstests ausrutschen wird und wer nicht soll nun anhand strengerer Szenario-Vorgaben überprüft werden.

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Die Stresstests sorgen auch heuer für jede Menge Blätterrauschen. Kommen werden sie, das ist fix. Wahrscheinlich noch im Frühjahr wird geprüft, nur das Wie steht wieder einmal im Zentrum der Debatte. Eines ist aber allen klar, die sich dieser Tage zu Wort meldeten: Schärfer, härter, genauer müssten die diesjährigen Simulationen sein. So meinte EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier unlängst: "Wir müssen die Lektionen der ersten Stresstests lernen und diese nun robuster und glaubwürdiger gestalten." Auch Frankreichs Wirtschaftsministerin Christine Lagarde schlug in dieselbe Kerbe und forderte in einem Interview mit dem US-Fernsehsender CNBC "glaubwürdigere" Stresstests.

Im Juli des Vorjahres wurden 91 Institute dem Stresstest unterzogen, nur sieben davon fielen durch. Angesichts dessen, was danach in Irland und der Eurozone passierte - Stichwort: Rettungsschirm -, blieb die Frage offen, was die Stresstests eigentlich leisten können. Kritiker wunderten sich vor allem darüber, dass das Szenario Staatspleite nicht in die Tests mit einbezogen wurde.
Strengere Kriterien bei der Krisensimulation müssen also her, da sind sich die Wortführenden - Notenbank- wie Regierungschefs - alle einig. Nicht nur die Kapitalausstattung der Institute muss auf den Prüfstand. Auch die Refinanzierungsleistung und die Liquiditätssituation der Banken sollen untersucht werden. Banken rechnen einhellig damit, dass mit den strengeren Prüfverfahren auch mehr Institute durchfallen werden.

Laut Insidern sollen dieselben 91 Institute unter die Lupe genommen werden, die auch schon im vergangenen Jahr dran waren. Für Österreich wären das also die Erste Bank, die Raiffeisen Zentralbank (RZB) und die UniCredit-Tochter Bank Austria. Wie das Handelsblatt berichtet, sei diesmal zudem geplant, mit den Stressszenarien auch die längerfristigen Anlagen der Institute einzubeziehen. Dazu zählen langfristig gehaltene Wertpapiere genauso wie Forderungen an Kunden sowie Derivate, die diese Forderungen absichern. Außerdem sollt die Kernkapitalquote "Core Tier 1", die sich aus Grundkapital und einbehaltenen Gewinnen zusammensetzt, im Zentrum stehen.

Veröffentlichen - Ja oder Nein

Ähnlich wie im Vorjahr tut sich erneut die Diskussion um die Veröffentlichung der mit den Stresstests gewonnenen Daten auf. Der Vizepräsident der Deutschen Bundesbank, Franz-Christoph Zeitler, hat Vorbehalte gegen eine umfassende Veröffentlichung von Stresstest-Daten. "Speziell bei einer Veröffentlichung der Daten einzelner Institute verändern die Stresstests ihren Charakter und können selbst zur Quelle von Risiken werden", sagte Zeitler dem "Handelsblatt". "Die Veröffentlichung detaillierter Liquiditätsdaten ist sensibler als die Stresstestergebnisse zur Ertrags- und Kapitalsituation", ergänzte er. "Die Gefahr, dass die Veröffentlichung solcher Daten einen Stress verschärft oder erst auslöst, ist nicht von der Hand zu weisen."

Zeitler hält daher nach eigenen Worten den sich abzeichnenden Weg für sinnvoll, Analysen zur Liquidität getrennt vom allgemeinen Stresstest durchzuführen und sie intern durch die europäischen und nationalen Aufsichtsinstitutionen auszuwerten. Im Übrigen sähen die ab 2015 geltenden neuen Baseler Regeln für Banken gewissermaßen eine ständige Stresskontrolle der Liquidität vor. Er machte außerdem deutlich, dass Stresstest-Ergebnisse nicht als Prognose verstanden werden dürfen.

Auf jeden Fall wird der Banken-Stresstest die erste große Bewährungsprobe für die neue Europäische Bankenaufsichtsbehörde EBA. Diese kündigte vor einigen Wochen an, an der Methodik von 2010 festzuhalten. Die Liquiditätsrisiken der Geldinstitute würden - wie nun auch von Zeitler erneut gefordert - in einer "internen" Untersuchung gemessen und deren Ergebnisse nur den Aufsichtsbehörden in den einzelnen Ländern zur Verfügung gestellt. Auch wenn ein genauer Zeitplan noch fehlt, soll in den nächsten Wochen mit den Tests begonnen werden, das Ergebnis bis Mitte des Jahres vorliegen. (rom, derStandard.at, 25.1.2011)