London - Im Skandal um Handy-Abhörmethoden gegen britische Politiker und Prominente werden die Forderungen nach neuen Polizeiermittlungen immer lauter. Sowohl Regierungs- als auch Oppositionspolitiker forderten am Montag, den neuesten Hinweisen in der Schmutzkampagne nachzugehen. Zuvor war bekanntgeworden, dass auch Handygespräche des früheren britischen Premierministers Gordon Brown von Journalisten des Sonntagsblatts "News of the World" belauscht worden sein könnten.

Der Skandal um abgehörte Telefonate und Handy-Mailboxen beschäftigt die Briten seit mehreren Jahren. 2007 waren der Königsfamilien-Reporter der Zeitung sowie ein Privatdetektiv zu Haftstrafen verurteilt worden. Vergangenen Monat wurden die Polizeiermittlungen offiziell eingestellt. Doch in den letzten Wochen hatten sich Berichte gehäuft, dass das Abhören von Prominenten, Politikern und Sportlern bei der Zeitung gängige Praxis und nicht die Aktion eines Einzelnen gewesen sei, wie das Blatt seitdem behauptet hatte.

Größeres Ausmaß

Einer der wichtigsten Berater des britischen Premierministers David Cameron, der Kommunikationschef Andy Coulson, war vergangene Woche über die Affäre gestolpert. Er war zu der Zeit, als die Abhöraktionen stattfanden, Chefredakteur der Zeitung. Er bestritt aber stets, davon gewusst zu haben.

Es sei klar erkennbar, dass die Abhörpraktiken ein weitaus größeres Ausmaß gehabt hätten und nicht nur von einem Reporter betrieben worden sein könnten, sagte der britische Energieminister Chris Huhne am Montag. Ein Sprecher von Premierminister David Cameron betonte, die Ermittlungsergebnisse lägen derzeit bei der Staatsanwaltschaft und würden dort bearbeitet. Sollten sich dabei irgendwelche Anschuldigungen ergeben, würden diese weiterverfolgt.

Die Affäre erhält zusätzlich Brisanz dadurch, dass die "News of the World" zum weltumspannenden Medienkonzern von Rupert Murdoch gehört. Der Australier bemüht sich derzeit um die komplette Übernahme des britischen Bezahlsenders Sky. Die britische Regierung muss demnächst entscheiden, ob sie die Wettbewerbsaufsicht einschaltet. (APA/dpa)