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Vergleiche haben ergeben, dass das Urkilogramm um 50 Mikrogramm leichter wurde.

Foto: AP/Jacques Brinon

London - Seit mehr als einem Jahrhundert stehen sich so ziemlich alle Masseangaben im Verhältnis zu einem Zylinder, der gerade einmal 3,9 Zentimeter hoch und 3,9 Zentimetern breit ist. Trotz seiner Kleinheit ist das 1879 in London hergestellte Ding genau ein Kilogramm schwer. Das liegt daran, dass es aus einer Legierung gefertigt wurde, die 90 Prozent Platin und zehn Prozent Iridium enthält.

Das Original des Urkilogramms ist in einem Tresor in Paris untergebracht. Kopien davon befinden sich in allen Ländern, die dem metrischen System beigetreten sind und die sogenannte Meterkonvention unterschrieben haben. Diese Kopien werden immer wieder mit dem Urkilogramm verglichen, was bei den letzten Malen zu einem Problem führte.

Es zeigte sich nämlich, dass das Pariser Urkilogramm um etwa 50 Mikrogramm leichter geworden ist, also etwa um die Masse eines Sandkorns. Die Ursache ist bisher unbekannt. Die Möglichkeit, dass vom Urkilogramm zum Beispiel beim Reinigen Atome entfernt wurden, gilt als ausgeschlossen. Wahrscheinlicher ist, dass aus der Platin-Iridium-Legierung Wasserstoff entwichen ist.

Gestern trafen sich deshalb in der altehrwürdigen Royal Society in London Experten, um darüber zu beraten, wie man das Pariser Urkilogramm loswerden könnte. Den Standardisierungsfachleuten geht es dabei darum, das Kilogramm so zu definieren, dass es von einer Fundamentalkonstante der Physik abgeleitet werden kann, so wie das bei der Zeit oder bei der Temperatur geschehen ist.

Die Briten wollen das Kilogramm mit der Planck-Konstante in Verbindung bringen, und zwar über die Watt-Balance. Damit können die Wissenschafter die Masse eines Objekts mit der elektrischer Energie in Verbindung bringen, die nötig ist, um es zu bewegen. Der Vorschlag muss allerdings erst vom Internationalen Komitee für Maß und Gewicht abgesegnet werden, das in diesem Jahr in Paris tagt. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 25.01.2011)