Lausanne - Nein, an den jüngsten Entwicklungen beim Ausstoß von Treibhausgasen und den Auswirkungen auf das Klima hegen die Schweizer Forscher keine Zweifel. Auch für Jed Kaplan und seine Kollegen ist klar und offensichtlich, dass der ganz steile Anstieg der CO2-Emissionen mit der industriellen Revolution und der Nutzung der fossilen Treib- und Brennstoffe begann.

Die Klimaforscher der ETH Lausanne glauben - gemeinsam mit Kollegen aus den USA, Deutschland und den Niederlanden - allerdings herausgefunden zu haben, dass der Mensch das Klima schon sehr viel länger beeinflusst als bisher gedacht. Ihren Berechnungen nach setzten bereits die ersten Bauern durch Brandrodungen beträchtliche Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid frei, wie sie im Fachblatt The Holocene schreiben.

Die damals produzierten CO2-Mengen seien zwar nicht vergleichbar mit den heutigen Verhältnissen, so der Klimaforscher Jed Kaplan von der ETH Lausanne. Doch nach den neuen Berechnungen liegen die frühen menschgemachten Treibhausgasemissionen drei- bis siebenmal höher als frühere Studien geschätzt haben.

Um Land urbar zu machen, begann der Mensch vor etwa 8.000 Jahren Wälder zu roden. Forscher glaubten aber bisher, dass die frühen Rodungen wegen geringer Bevölkerungsdichte kaum Einfluss hatten auf das Klima. Sie gingen von einem einfachen Zusammenhang aus: Wenn die Bevölkerung wächst, steigt die Rodungsfläche proportional. Das neue Modell der ETH-Forscher berücksichtigt nun aber einen bisher vernachlässigten Faktor, der auch abschätzen lässt, wie die Bevölkerungsdichte in den verschiedenen Erdregionen im Lauf der Zeit mit der Landnutzung zusammenhängt.

Früher konnte der Boden nämlich mangels geeigneter Technik noch nicht effizient genutzt werden. Um eine einzige Person zu ernähren, habe damals eine große Waldfläche gerodet werden müssen. Mit der Zeit entdeckten die Menschen den Vorteil der Bewässerung, entwickelten neue Geräte, züchteten besseres Saatgut und fanden Düngemittel.

Boom vor 2.000 Jahren

Das führte zu einem geringeren Landverbrauch pro Kopf. Die Rodung - und die bei der Verbrennung ausgestoßenen CO2-Mengen - stiegen dadurch nicht so stark wie die Bevölkerung.

Einen ersten richtigen Boom stellen die Forscher etwa vor 2.000 Jahren fest, als sich rund ums Mittelmeer und in China hochentwickelte Zivilisationen auszubreiten begannen. Der Niedergang des Römischen Reichs oder der Ausbruch der Pest in Europa dagegen führten dazu, dass die Wälder wieder wuchsen und der CO2-Ausstoß sank. (APA, red/DER STANDARD, Printausgabe, 25.01.2011)