Als "kleinen menschlichen und sozialen Erfolg" bezeichnet Fritz Dinkhauser vom Bürgerforum Liste Fritz, Tirols größter Oppositionspartei, das Sozialkonto der Hypo-Tirol-Bank, das ab sofort in allen Tiroler Filialen beantragt werden kann. Damit haben nun auch außerhalb von Innsbruck lebende Menschen ohne Bankkonto die Möglichkeit, ihre Zahlungen bargeldlos abzuwickeln. Bereits im Juni hat die Liste Fritz den Antrag im Landtag eingebracht. Jetzt setzt die Landesbank diesen um.

In Tirol leben laut Zahlen der Schuldnerberatung rund 4000 Menschen ohne Bankkonto, österreichweit rund 40.000. Von einem "normalen Wirtschaftsleben" seien diese fast gänzlich ausgeschlossen: Für Wohnung, Job oder den Bezug von Sozialhilfe sei heutzutage ein Konto notwendig. Mit Gebühren zwischen zwei und fünf Euro seien Überweisungen zu teuer. Allerdings, kritisiert Dinkhauser, gebe es kein "Grundrecht auf ein Bankkonto".

Sozialkonten sind keine neue Erfindung. In Vorarlberg und Salzburg haben große Regionalbanken wie Raiffeisen, Sparkasse oder Landeshypo gewisse Kontingente für Menschen in Notlagen. In Wien und in Tirol bietet die "Zweite Sparkasse" der Erste Bank Sozialkonten an. Auch die Bawag-PSK hat ein entsprechendes Angebot in Tirol. Bei der Sparkasse ist das Konto für 630 Kunden gratis, bei der Bawag ist das Habenkonto für 318 Kunden nicht immer ganz kostenfrei. Dinkhauser kritisiert, dass die Sozialkonto-Kunden ihre Bankgeschäfte in speziellen Häusern, abseits der anderen Kundschaft, abwickeln müssten und ergo "stigmatisiert" würden.

Zwei "Schönheitsfehler" habe allerdings auch das neue Sozialkonto der Landesbank: Der Name "Hypo-Neustartkonto" erinnere an den Verein "Neustart" für Haftentlassene. Und nicht jeder Bedürftige könne ein Sozialkonto beantragen. Die Kunden für dieses spezielle Konto müssen von der Schuldnerberatung oder der Caritas zugewiesen werden. (ver, DER STANDARD; Printausgabe, 25.1.2011)