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Seine Jahre als Premier zwischen 1985 und 1995 waren für Portugal die Zeit des Wirtschaftsbooms: Wachstumsraten von fünf Prozent, der Ein-tritt in die Europäische Union, die ersten Autobahnen.

Heute steht der 71-jährige Aníbal António Cavaco Silva in seiner zweiten Amtszeit als Präsident an der Spitze des ärmsten Landes Westeuropas. Viele Portugiesen erhoffen sich von dem einstigen Modernisierer einen Ausweg aus der hartnäckigen Wirtschafts- und Sinnkrise, in der sich das Land seit Jahren befindet - und einen Denkzettel für die Mitte-links-Regierung, die durch ihren unpopulären Sparkurs in Ungnade gefallen ist.

Aufgewachsen in einfachen Verhältnissen an der Algarve, entwickelte der Sohn eines Tankwarts beachtenswerten Ehrgeiz: Nach der Handelsschule studierte er Wirtschaftswissenschaften und promovierte in New York über "Steuern und die Ölkrise" , nachdem er seinen Militärdienst im damals noch unter portugiesischer Kolonialherrschaft stehenden Mosambik ableistet hatte. Ehrliche Wissensaneignung lehrte ihn sein Großvater, der ihn als Strafe fürs Schummeln zur Arbeit auf dem Hof verdonnerte.

Spätberufen trat er erst im Jahr 1974, nach der Nelkenrevolution, in die Demokratische Volkspartei ein, Vorgänger der heutigen Sozialdemokratischen Partei (PSD), die entgegen ihrem Namen dem bürgerlich-konservativen Lager zugeordnet wird.

Nach einem Jahr als Finanz- und Planungsminister übernahm Cavaco, bedingt durch einen heftigen innerparteilichen Streit, im Jahr 1985 ihren Vorsitz. Mit zweimaliger absoluter Mehrheit hielt er sich zehn Jahre lang als Regierungschef, bevor er sich 1996 aus dem politischen Leben verabschiedete, nachdem er die Präsidentenwahlen verloren hatte.

Neben seiner Lehrtätigkeit als Wirtschaftswissenschafter an der Katholischen Universität in Lissabon beriet der rechtsliberale Volkswirt die Nationalbank Portugals, bevor er 2006 erneut, und diesmal mit Erfolg, als Präsidentschaftskandidat antrat.

In seiner Jugend noch nationaler Meister im 400-m-Hürdenlauf, ist der fünffache Großvater, verheiratet mit einer Professorin für Volkswirtschaft, heute eher bei der Gartenarbeit anzutreffen.

Kritiker bezeichnen seinen Führungsstil als arrogant und autoritär, er selbst sagte über sich in einem Interview: "Wenn ich eine Entscheidung treffe, liege ich nie falsch, und ich habe selten Zweifel." (Julia Herrnböck/DER STANDARD, Printausgabe, 25.1.2011)