Ein erstes Entschädigungsangebot für Missbrauchsopfer in Deutschland hat der Jesuitenorden vorgelegt. Sie sollen jeweils eine vierstellige Summe erhalten, berichtet die Berliner Zeitung. Insgesamt wolle der Orden für Missbrauchsopfer eine Million Euro zur Verfügung stellen. "Wir zeigen damit, dass wir es ernst meinen mit der Entschuldigung", sagte der Rektor des Berliner Canisius-Kollegs, Pater Klaus Mertes. Und: "Wir werden mit der Aufklärungsarbeit fortfahren."

Mertes hatte den Skandal vor knapp einem Jahr in Gang gesetzt. Er hatte Berichte über sexuelle Übergriffe zweier Patres in den Siebziger- und Achtzigerjahren öffentlich gemacht. Seitdem erfuhr der Orden von 205 Schülern in ganz Deutschland, die Opfer von Missbrauch in Einrichtungen des Jesuitenordens geworden waren. Im Zuge der Enthüllungen waren auch sexuelle Übergriffe von kirchlichen Mitarbeitern an anderen Schulen bekannt geworden.

Vertreter der Opfer wiesen das Angebot des Jesuitenordens als "zu gering" und "enttäuschend" zurück. Matthias Katsch von der Vereinigung "Eckiger Tisch", einem Zusammenschluss von Missbrauchsopfern, regte zudem eine Clearingstelle zwischen Orden und Opfern an. Die Staatsanwaltschaft München hat unterdessen gegen einen Mönch des Benediktinerklosters Ettal Anklage wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern erhoben. Der Verteidiger des Benediktiners zeigte sich von der Unschuld seines Mandanten überzeugt. (APA, AFP, DER STANDARD; Printausgabe, 25.1.2011)