Das Startcenter von LibreOffice 3.3.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Äußerlich halten sich die Unterschiede zu OpenOffice.org noch in Grenzen, im Bild die Windows-Version von LibreOffice 3.3.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Über die Jahre hatte sich OpenOffice.org nicht nur als eines der größten sondern auch eines der konfliktträchtigsten Projekte im Open-Source-Umfeld einen Namen gemacht. Immer wieder hatten Community-Mitglieder öffentlich ihren Unmut über nicht eingehaltene Versprechen und taube Ohren beim ursprünglichen Hersteller Sun kundgetan - ohne je signifikante Veränderungen erzielen zu können. So kam vergangenen September dann das, was eigentlich kommen musste: Im Rahmen der "Document Foundation" spaltete sich praktisch die gesamte Community ab, um fürderhin an einer unabhängigen Abspaltung von OpenOffice.org zu arbeiten.

Debüt

Einige Monate später ist es nun so weit: Mit LibreOffice 3.3 hat man die erste stabile Version der Software zum Download freigegeben. Wie nicht anders zu erwarten, waren die ersten Monate des Projekts vor allem vom Aufbau der Organisation selbst geprägt - und dies durchaus mit Erfolg: Aus den ursprünglich 20 EntwicklerInnen, die sich im September hinter LibreOffice versammelt hatten, seien mittlerweile mehr als 100 geworden, heißt es in einer Aussendung.

Umbauten

Neben den massiven Aufräumarbeiten an der Code-Basis, die aktuell im Laufen sind und in Zukunft die Entwicklung vereinfachen sollen, bietet die freie Office-Suite diverse neue Funktionen im Vergleich zu OpenOffice.org. So kann LibreOffice etwa SVG-Grafiken importieren und bearbeiten, selbiges gilt für Microsoft-Works- und Lotus-Word-Pro-Dateien. Auch die Formatierung von Titelseiten und deren Nummerierung hat man verbessert. Außerdem wurden zahlreiche Funktionen, die es bei OpenOffice.org nur als Erweiterung gab, jetzt fix in die Software integriert, darunter etwa der PDF-Import.

Übernahme

Dazu kommen all jene Neuerungen, die vom ebenfalls kurz vor der Veröffentlichung stehenden OpenOffice.org 3.3 (Anm.: Es gibt zwar bereits seit einigen Wochen die von Oracle angebotene, kommerzielle Version der Software, die freie Release steckt derzeit bei Release Candidate 10) übernommen hat. Beispiele sind hier die Möglichkeit Standard-PDF-Schriften in entsprechende Dokumente einzubetten, die Unterstützung von 1 Million Zeilen bei Calc oder die Möglichkeit Zeichenobjekte in Charts einzufügen.

Zukunft

Während die aktuelle Release - angesichts des aus Softwareentwicklungssicht engen Zeitrahmens seit der Gründung von LibreOffice nicht weiter verwunderlich - noch relativ eng mit OpenOffice.org verwandt ist, will man auf Sicht auch umfassendere Änderungen an der freien Office-Suite vornehmen. So hat sich etwa ein Design-Team gegründet, das sich unter anderem dem Überarbeitung des bestehenden User-Interfaces widmen will. Für kommende Versionen soll es zudem einen fixen, vorab kommunizierten Zeitplan geben.

Download

LibreOffice 3.3 steht ab sofort von der Seite des Projekts zum Download, es gibt hierbei Versionen für Windows, Linux und Mac OS X. Wer sich wundert, dass die Windows-Version im Vergleich zu OpenOffice.org mit 215 MByte ein gutes Stück größer als OpenOffice.org (~150 MByte) ist: Dies liegt daran, dass bei LibreOffice nun alle Sprachversionen in einem Paket integriert wurden, für die kommende Version will man die freie Office-Suite dank der schon erwähnten Aufräumarbeiten aber wieder abspecken. Unter Linux scheint LibreOffice ohnehin recht flott OpenOffice.org abzulösen, nach openSUSE und Fedora hatte zuletzt auch Ubuntu den Wechsel auf LibreOffice offiziell gemacht, bereits mit der kommenden Release soll die freie Office-Suite hier Einzug halten. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 25.01.11)

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