Siemens ist weiter auf Wachstumskurs. Der deutsche Elektronikkonzern legte im ersten Geschäftsquartal beim Auftragseingang und Umsatz kräftig zu und erreichte einen Rekordgewinn von 1,75 Mrd. Euro. Vorstandschef Peter Löscher sagte am Dienstag unmittelbar vor der Hauptversammlung in München: "Wir sind voll auf Kurs, unsere für 2011 gesteckten Ziele zu erreichen." Vor allem im Industrie- und Kraftwerksgeschäft läuft es für Siemens rund.
Schwung
"Wir haben den Schwung aus dem vergangenen Jahr mitgenommen und sind stark in unser neues Geschäftsjahr gestartet", sagte Löscher. Der Umsatz wuchs um 12 Prozent auf 19,5 Mrd. Euro, der Auftragseingang schnellte sogar um 19 Prozent auf 22,6 Mrd. Euro nach oben. Die Rahmenbedingungen seien hervorragend: Die Industrieländer müssten ihre Infrastruktur modernisieren, und die Schwellenländer holten "die Entwicklung der Industrienationen im Zeitraffer auf", sagte der Siemens-Chef.
So hätten München und Oslo neue U-Bahnen bei Siemens bestellt, der Eurostar-Auftrag sei "ein schöner Erfolg". Der Auftragseingang in China sei um 50 Prozent gestiegen, und die Bestellungen im wichtigen Kraftwerksgeschäft hätten sich verdoppelt. "Die Zahlen zeigen: Siemens ist voll auf Wachstumskurs", sagte der gebürtige Österreicher Löscher. Die weltweite Wachstumsdynamik werde sich zwar "sicherlich abflachen", aber Siemens sei heute gut aufgestellt. Für das laufende Jahr kündigte der Konzernchef einen - ohne Zu- und Verkäufe - deutlich steigenden Auftragseingang, leichtes Umsatzwachstum und einen Gewinnsprung um mindestens 25 Prozent auf über fünf Mrd. Euro an.
Der jahrelange Konzernumbau ist abgeschlossen
Zuletzt hatte Siemens seine angeschlagene IT-Tochter SIS in eine Partnerschaft mit der französischen Atos eingebracht und seine Anteile an Gigaset und am Panzerhersteller Kraus-Maffei-Wegmann verkauft. SID belastete das Ergebnis im ersten Quartal mit 136 Mio. Euro, eine weit größere Abschreibung soll im laufenden Quartal als Abschluss folgen. Ob der hoch profitable Lampenhersteller Osram oder das Hörgerätegeschäft an die Börse gebracht werden sollen, ließ Löscher offen. Der jahrelange Konzernumbau sei jetzt abgeschlossen, und "zu Marktgerüchten nehmen wir keine Stellung", sagte er.
Als Baustellen bleiben die kostspielige Beteiligung an Nokia Siemens Networks NSN, für die Siemens einen dritten Partner sucht, und die Krebstherapie mit Ionenkanonen. Diese Partikeltechnik sei medizinisches Neuland und wirtschaftlich noch nicht so erfolgreich, sagte Finanzchef Joe Kaeser. Die Medizintechnik erzielte zwar erneut die höchste Rendite, blieb aber deutlich hinter dem Ergebnis des Vorjahresquartals zurück. Im Windenergie-Geschäft spürte Siemens den zunehmenden Wettbewerb. Der Auftragseingang lag unter Vorjahresniveau, der Gewinn wurde von hohen Forschungs- und Vertriebskosten belastet.
"3.000 Stellen in Deutschland sind offen"
Mit Industrieautomatisierung, Steuerungstechnik, Zügen, Gas-Dampfturbinen-Kraftwerken und Computertomographen dagegen ging es für Siemens weiter steil bergauf. "Die Lieferzeit ist in einzelnen Bereichen ein Thema", sagte Löscher. In der Krise habe Siemens 7.000 neue Stellen geschaffen, darunter 1.000 in Deutschland. "3.000 Stellen in Deutschland sind offen", sagte der Konzernchef. Gegen die steigenden Rohstoffpreise habe sich Siemens zum Teil abgesichert, "Versorgungsengpässe haben wir nicht", sagte Kaeser. (APA)