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Gene Sperling ist der neue Wirtschaftsguru

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William Daley organisiert das Weiße Haus

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Jeff Immelt soll die Wettbewerbsfähigkeit stärken

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Das Erste, was Jeff Immelt in seiner neuen Beraterrolle tat, war das Bekräftigen einer alten Weisheit. Einer Weisheit, die man im Konsum- und Immobilienrausch zweier Dekaden vergessen hatte: Zu lange habe man geglaubt, dass nunmehr Dienstleistungen und Binnenkonsum die US-Volkswirtschaft treiben, dass Technologie und Exportkraft nicht mehr zählten. Die Folgen spüre man heute in Form massiver Jobverluste, legt der Konzernchef von General Electric den Finger in die Wunde. "Die Annahme, der Übergang zur Service-Ökonomie sei möglich, ohne dass unser Wohlstand darunter leidet, hat sich als grundfalsch herausgestellt."

Immelt, selbst eher ein Republikaner, soll mit dafür sorgen, dass das Ruder herumgerissen wird. Nebenberuflich leitet er ein neues Gremium im Weißen Haus, den Rat für Arbeitsplätze und Wettbewerbsfähigkeit. Was konkret seine Aufgaben sind, bleibt vage. Folgt man Barack Obama, dann verbindet sich mit der Personalie eine neue Marschrichtung.

Seit der Finanzkrise sei man damit beschäftigt gewesen, den Sturz in den Abgrund zu vermeiden, zieht der Präsident Zwischenbilanz. Jetzt gehe es darum, das Wachstum kräftig anzukurbeln. Ergo werde eine alte Beraterrunde, der Economic Recovery Advisory Board, nicht mehr gebraucht. Ihr Chef, der frühere Notenbanker Paul Volcker, geht mit 83 Jahren in den Ruhestand.

Bei aller Rhetorik vom Aufbruch zu neuen Ufern auch in Obamas Rede zur Lage der Nation: Nüchtern betrachtet bringt die Personalrochade alte Gesichter zurück auf Schlüsselposten. Erfahrene Strategen der neunziger Jahre, als Bill Clinton im Oval Office residierte. William Daley, damals Handelsminister, ist nun Stabschef und damit Cheforganisator. Er gilt als Architekt des Freihandelsabkommens Nafta, das US-Gewerkschaften bis heute ein Dorn im Auge ist. Gene Sperling dient dem Präsidenten als Chefökonom, wie schon von 1995 bis 2000. "Gene the Machine" heißt er in den Zirkeln der Macht, weil er arbeitet wie ein Berserker.

Beide, Daley wie Sperling, gelten als Pragmatiker. Beiden sagt man nach, beim Schmieden von Kompromissen über parteipolitische Gräben sehr geschickt zu sein. Eine Eigenschaft, die umso mehr gefragt ist, da die Konservativen seit Jänner im Repräsentantenhaus den Ton angeben. Beide hatten zuvor für große Geldinstitute gearbeitet, Daley für JP Morgan Chase, Sperling in konsultierender Rolle für Goldman Sachs.

Freilich waren schon Rahm Emanuel und Larry Summers, der alte Stabschef und der alte Chefökonom, Männer der Mitte. Was diese Duo allerdings auch charakterisierte, war ein ausgeprägtes Ego. Insider sehen nun, dass sich die Hoffnung auf bessere Teamarbeit materialisieren könnte. Mit anderen Worten, es soll wieder leiser zugehen an der Pennsylvania Avenue. (Frank Herrmann aus Washington, STANDARD-Printausgabe, 26.01.2011)