Arbeitsglück kann viel bedeuten. Für manche ist es die kreative Gemeinschaft im Großraumbüro.

Foto: Christine Wurnig/Rochuspark

Ein Ort, wo sogar die Klotür einiges über die Arbeitseinstellung seiner "Bewohner" aussagt, ist das UnternehmerInnenzentrum Rochuspark in Wien Landstraße. "ChefIn" ist dort zu lesen, wo sonst die üblichen Symbole an der Tür prangen. Sehr selbstbestimmt geht der Arbeitsalltag zu Gange, denn dort mieten sich vorwiegend sogenannte EPUs (Einpersonenunternehmen) ein. Der Verein Fo.Fo.s - Forum zur Förderung der Selbstständigkeit lud vergangene Woche zum Open-Space-Abend zum Thema "Arbeitsglück" in die Räumlichkeiten ein.

Mike Pöll, Leiter des UnternehmerInnenzentrums erklärte zur Begrüßung: "Das was ich arbeite, macht mir Spaß - das ist für mich der größte Luxus." Als er vor zehn Jahren auf Bürosuche war, war ihm die Verbindung von beruflichen und privaten Kooperationen ein Anliegen: tagsüber arbeiten und abends im lockeren Rahmen zusammenkommen, das war der Ansatz am ersten Standort, der Schraubenfabrik. Das Konzept ging auf: heute arbeiten auch im Rochuspark und der Hutfabrik Grafiker, Designer, Landschaftsplaner ect. nebeneinander im Großraumbüro. Freilich - manche durchaus unter prekären Bedingungen, so Pöll, aber gemeinsam sei ihnen der Spaß am Tun. Eine Form von Arbeitsglück.

Beruf als Berufung

Fakten aus der Glücksforschung präsentierte Martina Schubert vom Verein Fo.Fo.s. Laut dem World Value Survey sei Arbeit einer der Glücksfaktoren, die sich positiv und negativ im Leben auswirken. "Viele Selbstständige machen sich deswegen selbstständig, weil sie sich verwirklichen wollen", so Schubert. Wichtig dabei: immer ein Stück "dilettantisch" bleiben in dem Sinne das Spielerische zu erhalten. Natürlich müssen auch Strategien entwickelt werden wie mit negativen Ereignissen umzugehen ist. Berufung, den Beruf zur Lebensaufgabe zu machen, kann also einer der Wege zum Arbeitsglück sein.

Die Faktoren Geld und Zeit

Dass in Punkto Arbeitsglück die Finanzen gar nicht so eine große Rolle spielen, zeigt sich für Schubert in einer Umfrage: auf einer Skala von eins (niedrig) bis zehn (hoch) sollten Österreicher ihre Arbeitszufriedenheit angeben. Der Unterschied zwischen der geringsten und höchsten Einkommensklasse ist nicht ganz so hoch: 6,1 (niedrigste) und 7,9 (höchste). Optimal sei ein guter Mix aus Geld und Zeit. 51 Prozent der Selbstständigen in Österreich arbeiten laut Schubert mehr als 48 Stunden pro Woche, das sei relativ viel. Bei den Unselbstständigen ist Flexibilität bei der Arbeitseinteilung ein Thema: Mehr als die Hälfe haben fixe Beginn- und Schlusszeiten am Arbeitsplatz. 

Faktor Mensch

"Es ist unmöglich alle Faktoren zu optimieren", meinte Schubert, vielmehr trage es zum Arbeitsglück bei sich mit den beteiligen Menschen zu beschäftigen: mit Vorgesetzten und Kollegen. Angestellten gehe es primär um Anerkennung und Wertschätzung. "Als ich eine Angestellte in einer kleinen Bäckerei nach ihrer Definition von Arbeitsglück gefragt habe, meinte sie das sei eindeutig das Team", schilderte Schubert. Aber auch die Beziehung zu Kunden, Lieferanten und Kooperationspartnern ist ausschlaggebend. Für eine selbstständige Physiotherapeutin waren "nette Patienten" wichtig für das Arbeitsglück. 

Arbeitsglück kann für jeden Menschen etwas anderes bedeuten, so das Resümee. Das bestätigte auch das Publikum des Abends. Gefragt nach den Faktoren für das persönliche Arbeitsglück fielen Begriffe wie Identifikation, Autonomie, Betriebsklima, Selbstbestimmung oder persönliche Weiterentwicklung - eine Liste, die sich sicher noch weiterführen lässt. (Marietta Türk, derStandard.at, 26.1.2011)