Graz - Seit zehn Jahren nennt sich Graz "Menschenrechtsstadt": In der Grazer Bevölkerung ist das so gut wie nicht angekommen. Dies ergab zumindest eine am Dienstagabend präsentierte Studie einer studentischen Gruppe der Universität Graz. Demnach wussten 70 Prozent von 200 befragten Passanten gar nicht, dass die steirische Landeshauptstadt auch dieses Attribut trägt.

68 Prozent der Befragten meinten zudem, dass das Thema Menschenrechte in Graz "schlecht bzw. ungenügend" behandelt werde. Nur 3,5 Prozent fanden, dass das Thema "übertrieben" werde. Die Befragten sehen im Hinblick auf die Umsetzung der Rechte in Graz gewisse Bevölkerungsgruppen benachteiligt: An erster Stelle rangierten mit jeweils rund 30 Prozent der Nennungen Migranten und "sonstige Minderheiten", gefolgt von Behinderten, Sozialhilfeempfängern und Senioren, schildert Klaus Starl, Mitglied im Menschenrechtsbeirat der Stadt Graz.

Appelle an Politik

"Die 'Menschenrechtsstadt' ist kein Ehrentitel, der verliehen wurde, weil in diesem Bereich hervorragende Leistungen erbracht wurden, sondern ein Arbeitsauftrag, zu dem sich die Stadt Graz im Februar 2001 freiwillig verpflichtet hat", sagte Starl. Der studierte Volkswirt ist Geschäftsführer des Europäischen Trainings- und Forschungszentrums für Menschenrechte und Demokratie (ETC), das beauftragt wurde, den Prozess zu organisieren und zu koordinieren. Seither gab es eine Bestandsaufnahme über die Mängel und ein umfassendes Aktionsprogramm.

"Um die Bemühungen aller in der Menschenrechtsarbeit tätigen Organisationen zu stärken und eine flächendeckende Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit zu gewährleisten, ist eine hundertprozentige Unterstützung der Politik notwendig", betont Starl. Dazu gehöre auch, dass Menschenrechtsfragen von Politikern immer wieder thematisiert und weitere Maßnahmen gesetzt werden, um bestehende Defizite zu beseitigen. Dazu gehöre auch die Realisierung der 2008 vereinbarten "Antidiskriminierungsstelle". (APA)