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Zine El Abidine Ben Ali ordnete Lauschangriff auf Internetnutzer an

Foto: EPA/MOHAMED MESSARA

Die Anfang Jänner gestürzte tunesische Regierung unter Präsident Zine El Abidine Ben Ali soll monatelang heimische Internetnutzer ausgespäht haben. Laut Medienberichten und Expertenaussagen habe man über ein weit gespanntes Zensursystem Zugangsdaten und Passwörter von Facebook-, Yahoo- und Google Mail-Nutzern abgefangen.

Phishing-Attacken

Gegenüber The Atlantic bestätigte Facebook-Sicherheitschef Joe Sullivan, er habe erstmals im Dezember Schadcode im tunesischen Facebook-Auftritt entdeckt - etwa zur selben Zeit, als Demonstranten die Absetzung des Ben Alis forderten. Internetrechtler des Journalistenverbandes CPJ Danny O'Brien erklärte gegenüber The Register, Behörden hätten über das bei lokalen Internetprovidern eingerichtete Zensursystem Anfragen an Facebook und Co. auf Regierungsserver umgeleitet. Nichts wissend klopften User dann wie bei einer so genannten Phishing-Attacke auf gefälschten Seiten ihre Zugangsdaten ein und ermöglichten der Regierung damit die Einsicht in ihre privaten Accounts. Derartige Angriffe sollen schon seit Juni durchgeführt worden sein.

Kritik gelöscht

Angeblich sei Ben Alis Regierung darauf aus gewesen, die Zugangsdaten aller Bürger auszulesen. Die Zensurmaßnahmen fielen auf, als sich im Dezember die Beschwerden bei Facebook häuften, wonach immer wieder Statusmeldungen und Nachrichten wie von Geisterhand gelöscht wurden. Offensichtlich wurden regimekritische Äußerungen geschwärzt. Als erste Gegenmaßnahme hatten die Betreiber des sozialen Netzwerkes einen über "https" verschlüsselten Zugang für tunesische User eingerichtet. (zw)

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