Wien/Klagenfurt - Der Prozess um das pleitegegangene Kärntner Finanzkonglomerat AvW geht höchstwahrscheinlich schon nächste Woche zu Ende. Der wegen gewerbsmäßig schweren Betrugs und Untreue angeklagte AvW-Chef Wolfgang Auer-Welsbach will ja am Montag ein volles Geständnis ablegen. Bis dahin arbeiten Richter Christian Liebhauser-Karl und Gutachter Fritz Kleiner auf Hochtouren: Derzeit durchleuchten sie zwei Kisten Unterlagen aus Liechtenstein, die die Klagenfurter Staatsanwaltschaft im Zuge ihrer Ermittlungen angefordert hat. Auer-Welsbachs Anwalt Franz Großmann ist "guten Mutes", dass keine Millionensummen in dem Fürstentum gefunden werden, wie er der APA am Mittwoch sagte.

Laut Staatsanwaltschaft soll Auer-Welsbach noch im Mai 2010 sieben Mio. Euro plus eine Mio. Schweizer Franken in Liechtenstein gebunkert haben. Der Angeklagte selbst hatte in der ersten Verhandlungswoche gemeint, in den Stiftungen lägen "höchstens 20.000 bis 30.000 Euro." Großmann: "Vielleicht ist es ein bisschen mehr, aber sicher nicht die von der Staatsanwaltschaft genannte Summe." Die Justiz ist überdies auf der Suche nach einem Sondervermögen in der Höhe von etwa 37 Mio. Euro, das aus dem Verkauf von Genussscheinen entstanden sein soll.

Auer-Welsbachs neuer alter Pflichtverteidiger Großmann hofft jedenfalls, dass bereits am Montag ein Urteil gefällt wird. Sein gesundheitlich angeschlagener Mandant will sich in allen Anklagepunkten schuldig bekennen. Da er reumütig sei und Verantwortung übernehme, werde er auch einen Teil der Anlageransprüche anerkennen. "Wer A sagt, muss auch B sagen", so Großmann. Von den rund 12.500 mutmaßlich mutmaßlich geschädigten Genussscheininhabern haben sich rund 8.500 dem Strafverfahren gegen Auer-Welsbach angeschlossen.

Akte AvW noch nicht geschlossen

Mit einem Geständnis könnte sich Auer-Welsbach ein paar Jahre Gefängnis ersparen. Der Strafrahmen liegt bei 10 Jahren Haft.

Mit einer möglichen Verurteilung des Angeklagten am Montag ist die Akte AvW aber noch lange nicht geschlossen. In der Causa wird gegen über 20 Personen ermittelt, unter anderem gegen die ehemaligen AvW-Vorstände Arnulf Komposch und Hans Linz. Letzterer ist in Leoben wegen betrügerischer Krida und Betrugs angeklagt, laut "Kurier" will das Bezirksgericht Schladming diese Woche einen Exekutor zur Pfändung seines Vermögens schicken.

Auch die Rolle der Prüfer wird nun von der Justiz hinterfragt, gegen einen hohen Finanzbeamter und einen Mitarbeiter der ehemaligen Bundeswertpapieraufsicht (BWA, jetzt FMA) laufen bereits Ermittlungen. Wie bei der Verhandlung ans Licht kam, musste das Klagenfurter Finanzamt in den Jahren 2001 und 2005 AvW-Großbetriebsprüfungen auf Anordnung des zuständigen Gruppenleiters abbrechen. Großmann dazu: "Wenn ein hellhöriges Finanzamt seine eigenen Akten gelesen hätte, wäre man draufgekommen, dass Auer-Welsbach schon im Jahr 2001 angegeben hat, Stützungskäufe für die AvW-Aktie (sprich Kursmanipulation, Anm.) durchgeführt zu haben". (APA)