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Grafik: APA

Die privaten Pensionskassen lagen 2010 wieder deutlich im Plus. Für 6000 von 66.000 Pensionsbeziehern gab es trotzdem eine Kürzung. Eine Reform der Pensionskassen lässt weiter auf sich warten.

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Wien - Für die Betroffenen ist es oft schwer zu verstehen. Zwar haben die 17 heimischen Pensionskassen 2010 im Schnitt einen Ertrag von 6,6 Prozent erwirtschaftet, dennoch müssen 6000 von 66.000 Beziehern einer Zusatzpension Einbußen im Bereich von zwei bis drei Prozent hinnehmen.

Die Erklärung dafür liefert das komplizierte System. Die in Aussicht gestellte Zusatzpension wird anhand einer durchschnittlich erwarteten Rendite berechnet. In den 90er-Jahren haben Anbieter zum Teil mit sieben, acht oder noch mehr Prozent gerechnet. Wenn der Ertrag nun "nur" bei 6,6 Prozent liegt, muss die Pension gekürzt werden, was eben bei 6000 Leuten der Fall war.

Bei den neueren Verträgen wird in der Regel nur mit einer Performance von 3,5 Prozent kalkuliert. Liegt das tatsächliche Ergebnis darüber, fällt die Zusatzpension höher aus als ursprünglich in Aussicht gestellt. 2010 war das bei 30.000 Menschen der Fall, gab der Obmann des Pensionskassenverbandes, Andreas Zakostelsky, am Mittwoch bekannt. Die Erhöhung beträgt rund vier Prozent. In weiteren 30.000 Fällen bleiben die Pensionen unverändert. Durchschnittlich werden 508 Euro im Monat ausbezahlt.

Das Vermögen in den Kassen hat um 1,1 Milliarden Euro auf 14,8 Mrd. zugenommen. Insgesamt zahlen über 700.000 Österreicher derzeit ein. Im internationalen Vergleich liege man bei der privaten Vorsorge aber noch immer schlecht, meinte Zakostelsky.

Anreize im KV?

Da es derzeit wenige Betriebe (rund 13.300) gebe, die auf betrieblicher Ebene Zusatzpensionen anbieten, plädiert er für neue Anreize - etwa in den Kollektivverträgen. Der leitende ÖGB-Sekretär Bernhard Achitz lehnt das ab: "Das Gegenteil werden wir tun." Solange Verluste sofort an die Kunden weitergegeben würden, werde man andere betriebliche Sozialleistungen forcieren.

Bei der Veranlagung spielen Anleihen von Schwellenländern mittlerweile eine größere Rolle. Etwa fünf Prozent der Gelder werden in solche Papiere investiert. Insgesamt machen Staatsanleihen 45 Prozent der Portfolios aus, 30 Prozent gehen in Aktien, der Rest in Unternehmensanleihen und alternative Investments.

Weiterhin ausständig ist die von der Regierung angekündigte Reform des Pensionskassengesetzes, die nach den starken Verlusten des Jahres 2008 angekündigt wurde. Im Kern geht es um die Umstellung auf ein Lebenszyklusmodell, bei dem das Veranlagungsrisiko nach Alter gestaffelt werden soll. (Günther Oswald, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.1.2011)