Rom - Ein Ausschuss der italienischen Abgeordnetenkammer hat begonnen, das Verteidigungsdossier der Rechtsanwälte von Ministerpräsident Silvio Berlusconi zu überprüfen, gegen den Ermittlungen wegen Amtsmissbrauchs und Beihilfe zur Prostitution laufen. Die Dokumente enthalten die Aussagen von circa 30 Zeugen, die die These vertreten, dass in Berlusconis Residenz nur normale Abendessen und keine sexuelle Treffen stattgefunden hätten.

„Bei Berlusconi gab es weder Drogen noch Alkohol. Man trank viel Coca-Cola Light und Wasser. Der einzige, der Wodka getrunken hat, war ich", berichtete der Starjournalist Carlo Rossella, ein guter Freund Berlusconis. Das Verhalten des Premiers gegenüber den bei den Abenden anwesenden Damen sei stets korrekt gewesen. „Berlusconi war immer sympathisch und korrekt. Er erzählte aus seinem Leben und sang manchmal Lieder französischer Chansonniers", berichtete Rossella. Oft gab es Karaoke-Abende.

Mailänder Staatsanwälte

„Das Obszönste, was man bei Berlusconi tat, war singen", kommentierte der bekannte TV-Star-Manager Lele Mora. Der Vertrauensmann Berlusconis wird von der Mailänder Justiz verdächtigt, mit Geldversprechen junge Frauen zu Partys des Ministerpräsidenten gelockt zu haben.
Mehrere Zeugen bestritten, dass bei Berlusconi Callgirls im Teenageralter verkehrten. „Die einzigen Minderjährigen, die ich bei Berlusconi gesehen habe, waren seine Enkel bei Familienfeiern", geht aus der Aussage des Musikers Mariano Apicella hervor, der mit Berlusconi einige Lieder geschrieben hat.

Berlusconi hatte sich am vergangenen Freitag geweigert, vor den Mailänder Staatsanwälten auszusagen. „Die Staatsanwälte sind wie ein Exekutionskommando, ich werde vor ihnen nicht aussagen", betonte er. Die Staatsanwaltschaft hatte dem Premier die Wahl gelassen, zwischen 21. und 23. Jänner auszusagen. Berlusconis Rechtsanwälte bestreiten die Zuständigkeit der Mailänder Staatsanwaltschaft für den Fall. Die Ermittlungen würden Ereignisse betreffen, die sich in Berlusconis Privatresidenz in der Gemeinde Arcore bei Mailand abgespielt hätten. Für die Ortschaft sei die Staatsanwaltschaft der lombardischen Stadt Monza und nicht Mailand zuständig. Die Mailänder Ermittler hätten daher nicht die Kompetenz, in dem Fall zu ermitteln, so die Rechtsanwälte. (APA)